Schlagwörter

, , , , , , , , , , ,

Liebe Leserinnen, lieber Leser, hier veröffentliche ich einzelne Kapitel aus meinem Buch “Wish you were here – Hilferuf einer Lehrerin“.

Kapitel 5 – Burnout

Täglich wünschte ich mir ein Ende des Schuljahres herbei. Nur noch ein Schuljahr, dann würde ich in den Genuss eines Sabbatjahres kommen. Täglich stellte ich mir die Frage: „Willst du wirklich Lehrerin sein bzw. bleiben?“ Täglich die Suche nach einer Alternative.

Ausgebrannt. Leben auf Sparflamme. Ohne Energie für den Alltag. Heimkommen nach dem Unterricht, leer und doch gedanken- übervoll, ruhelos und doch erschöpft, müde und doch schlaflos, erleichtert, die Zeit heute überstanden zu haben und doch frustriert, deprimiert beim Gedanken an morgen. Es dauerte oft Stunden, ehe ich mich aufraffen konnte, das Nötigste zu erledigen. Burnout. Ausgesaugt. Eine leere Hülle, eine kranke Hülle, so würde es enden. So durfte es nicht enden.

Burn-out Ursache liegt nicht nur bei den Kindern, sondern auch bei den Lehrern. Der Psychologe Uwe Schaarschmidt spricht vomPerfektionsstreben“ und „Überengagementsowie von der fehlenden „Fähigkeit, sich vom Job zu distanzieren“. Potsdamer Studie 

Burnout-Syndrom. Dieses Ausgebranntsein ist demnach häufig bei Lehrern anzutreffen, die ihre Sache besonders gut machen wollten. War ich zu ehrgeizig oder einfach unfähig?

Die Schüler oder ich? Ich musste mich entscheiden, jetzt, sofort, wollte ich wieder leben können, ohne mich täglich verstellen zu müssen, wollte ich wieder leben und Ich sein dürfen, ohne seelische Verrenkungen, wollte ich nicht ersticken hinter einer übergestülpten Lehrer-Maske, die mich anwiderte: Das war nicht ich.

So entschied ich mich für mich, versuchte Grenzen zu ziehen zwischen dem Schulalltag, und meinem Privatleben, das brach lag, unbestellt wie ein dürrer Acker: Ständig kreisten meine Gedanken um die Schule, sogar aus meinen Träumen konnte ich sie nicht verbannen.

Da begann ich zu lesen, um meinen Gedanken an Schule keinen Raum zu lassen, füllte ich mich mit fremden Gedanken: Kriminalromane, früher nie gelesen, wurden jetzt zu meinem bevorzugten Lesestoff. Obwohl ich Gewalt tief verabscheute, las ich nun – mir selbst unerklärlich – die grausamsten Krimis. Mankells Kommissar Wallander faszinierte mich, nicht wegen der Fälle, sondern wegen seiner Versuche, die Täter zu verstehen bzw. aufzuzeigen, was sie zu Tätern gemacht hatte. Immer noch hoffte ich, eine Lösung für meine Probleme in der Schule zu finden. Irgendwie. Eine Erklärung wenigstens.

Kreativität, das Schaffen von schönen Dingen, das mir in der Schule versagt blieb, wollte ich nun für mich haben. Bleibendes wollte ich erzeugen nach all den fehlgeschlagenen Versuchen, Wissen und Freude am Lernen zu vermitteln. So entdeckte ich die Malerei neu für mich, besuchte Kurse. Malte ich zu Hause, konzentrierte ich mich auf ein Motiv, fanden Gedanken an die Schule keinen Einlass. Ich schaffte mir nach und nach wieder Freiräume, frische Luft und einen Sicherheits-Abstand zur Schule.

Kompromisse waren angesagt: Schütze die Lernwilligen und ermögliche ihnen eine störungsfreie Atmosphäre. Zum Glück stand mir noch ein kleiner selten genutzter Raum zur Verfügung, der sich im selben Stockwerk wie das Klassenzimmer befand. Immer wieder schickte ich die Lernwilligen in dieses Zimmer und ließ sie dort Aufgaben bearbeiten, während ich die Chaoten beaufsichtigte. Dabei vertraute ich auf mein Glück und hoffte, dass nichts passieren würde, wohlwissend, dass ich meine Aufsichtspflicht dabei verletzte. Den teilbaren Lehrer gibt es aber noch nicht, also handelte ich auf Risiko. Ich hoffte, die Gruppe der Lernwilligen auf diese Weise so stärken zu können, dass sich ein Gemeinschaftsgefühl entwickeln würde, das hilfreich wäre bei der Auseinandersetzung mit den Gewalttätigen. Gleichzeitig ging ich davon aus, dass der innere Zusammenhalt der Schüler diese vor Angriffen der anderen schützen könnte.

Die Klasse wurde so in zwei Gruppen getrennt, was sicher ein Nachteil war und pädagogisch eher fragwürdig, das war mir auch klar. Nach all den Fehlversuchen stieß ich jetzt an eine Grenze, und die, das fühlte ich, durfte ich auf keinen Fall überschreiten. Ich musste die Kinder schützen und auch mich.

Die Fähigkeit, mich vom Job zu distanzieren, erprobte ich nach und nach, hatte ich doch einsehen müssen, dass ich allein gegenüber den mannigfaltigen Störungen vieler Schüler wenig ausrichten konnte.

Haben Sie es schon gehört? Frau Krenz hat vor ihrer Klasse geweint, sie hat echt geheult und ist aus dem Zimmer gerannt.“ Klaus triumphiert während dem Unterricht, mich erwartungsvoll anschauend.

Ich spürte die versteckte Drohung: ‚Wart nur, wir bringen dich auch noch zum Heulen.’

„Ist ihre Klasse nun zufrieden? Sind sie jetzt stolz darauf, den Lehrer zum Weinen gebracht zu haben?“, fragte ich kühl zurück und schwor mir gleichzeitig dabei, vor dieser Klasse nicht zu heulen. Nie. Niemals.

Die Schüler oder ich? Ich musste mich entscheiden, jetzt, sofort, wollte ich wieder leben können, ohne mich täglich verstellen zu müssen, wollte ich wieder leben und Ich sein dürfen, ohne seelische Verrenkungen, wollte ich nicht ersticken hinter einer übergestülpten Lehrer-Maske, die mich anwiderte: Das war nicht ich.

So entschied ich mich für mich, versuchte Grenzen zu ziehen zwischen dem Schulalltag, und meinem Privatleben, das brach lag, unbestellt wie ein dürrer Acker: Ständig kreisten meine Gedanken um die Schule, sogar aus meinen Träumen konnte ich sie nicht verbannen.

Da begann ich zu lesen, um meinen Gedanken an Schule keinen Raum zu lassen, füllte ich mich mit fremden Gedanken: Kriminalromane, früher nie gelesen, wurden jetzt zu meinem bevorzugten Lesestoff. Obwohl ich Gewalt tief verabscheute, las ich nun – mir selbst unerklärlich – die grausamsten Krimis. Mankells Kommissar Wallander faszinierte mich, nicht wegen der Fälle, sondern wegen seiner Versuche, die Täter zu verstehen bzw. aufzuzeigen, was sie zu Tätern gemacht hatte. Immer noch hoffte ich, eine Lösung für meine Probleme in der Schule zu finden. Irgendwie. Eine Erklärung wenigstens.

Kreativität, das Schaffen von schönen Dingen, das mir in der Schule versagt blieb, wollte ich nun für mich haben. Bleibendes wollte ich erzeugen nach all den fehlgeschlagenen Versuchen, Wissen und Freude am Lernen zu vermitteln. So entdeckte ich die Malerei neu für mich, besuchte Kurse. Malte ich zu Hause, konzentrierte ich mich auf ein Motiv, fanden Gedanken an die Schule keinen Einlass. Ich schaffte mir nach und nach wieder Freiräume, frische Luft und einen Sicherheits-Abstand zur Schule.

Kompromisse waren angesagt: Schütze die Lernwilligen und ermögliche ihnen eine störungsfreie Atmosphäre. Zum Glück stand mir noch ein kleiner selten genutzter Raum zur Verfügung, der sich im selben Stockwerk wie das Klassenzimmer befand. Immer wieder schickte ich die Lernwilligen in dieses Zimmer und ließ sie dort Aufgaben bearbeiten, während ich die Chaoten beaufsichtigte. Dabei vertraute ich auf mein Glück und hoffte, dass nichts passieren würde, wohlwissend, dass ich meine Aufsichtspflicht dabei verletzte. Den teilbaren Lehrer gibt es aber noch nicht, also handelte ich auf Risiko. Ich hoffte, die Gruppe der Lernwilligen auf diese Weise so stärken zu können, dass sich ein Gemeinschaftsgefühl entwickeln würde, das hilfreich wäre bei der Auseinandersetzung mit den Gewalttätigen. Gleichzeitig ging ich davon aus, dass der innere Zusammenhalt der Schüler diese vor Angriffen der anderen schützen könnte.

Die Klasse wurde so in zwei Gruppen getrennt, was sicher ein Nachteil war und pädagogisch eher fragwürdig, das war mir auch klar. Nach all den Fehlversuchen stieß ich jetzt an eine Grenze, und die, das fühlte ich, durfte ich auf keinen Fall überschreiten. Ich musste die Kinder schützen und auch mich.

Die Fähigkeit, mich vom Job zu distanzieren, erprobte ich nach und nach, hatte ich doch einsehen müssen, dass ich allein gegenüber den mannigfaltigen Störungen vieler Schüler wenig ausrichten konnte.

Haben Sie es schon gehört? Frau Krenz hat vor ihrer Klasse geweint, sie hat echt geheult und ist aus dem Zimmer gerannt.“ Klaus triumphiert während dem Unterricht, mich erwartungsvoll anschauend.

Ich spürte die versteckte Drohung: ‚Wart nur, wir bringen dich auch noch zum Heulen.’

„Ist ihre Klasse nun zufrieden? Sind sie jetzt stolz darauf, den Lehrer zum Weinen gebracht zu haben?“, fragte ich kühl zurück und schwor mir gleichzeitig dabei, vor dieser Klasse nicht zu heulen. Nie. Niemals.

Selbst-Schutz

Morgens

Fertig zum Geh’n

Vor dem Spiegel steh’n

Und täglich prüfen,

ob die Angst auch wirklich tief verborgen bleibt,

der Blick auch kalt und abweisend genug ist

und der Mund so fest geschlossen, dass kein Schrei entweicht.