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Josephine Sonnenschein – Kurzgeschichten, Gedichte, Bilder

Josephine Sonnenschein – Kurzgeschichten, Gedichte, Bilder

Monatsarchiv: Januar 2016

Struppi unterwegs – Acryl auf Leinwand

31 Sonntag Jan 2016

Posted by josephinesonnenschein in Acryl, Acrylmalerei, Allgemein, Bild, Bilder, Gemälde, Kunst, Malerei

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Schlagwörter

Anmut, Charakter, Erfahrung, Erinnerung, Freude, Gedanken, Gefühle, Hund, Liebe, Natur, Struppi, Tier, Wasser

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Struppi unterwegs (Maße 80 x 60 cm)

Traumpferd – Pastellkreide

20 Mittwoch Jan 2016

Posted by josephinesonnenschein in Allgemein, Bild, Bilder, Gemälde, Malerei, Pastellkreide

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Schlagwörter

Anmut, Ausdruck, Charakter, Gefühle, Pferd, Pferdekopf, Phantasie, Tier

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Traumpferd (Maße 41 cm x 55 cm)

Wish you were here – Kapitel 12

19 Dienstag Jan 2016

Posted by josephinesonnenschein in Allgemein, Belletristik, Gedanken, Literatur

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Schlagwörter

Ausdruck, Charakter, Erfahrung, Erinnerung, Gedanken, Gefühle, Schule, Tod, Trauer, Unfall

Liebe Leserinnen, lieber Leser, hier veröffentliche ich einzelne Kapitel aus meinem Buch “Wish you were here – Hilferuf einer Lehrerin“.

Kapitel 12 – Den Gang entlang (letztes Kapitel)

Am Ende des düsteren Ganges sah ich dich wartend stehen. schon ein bisschen ungeduldig. Endlich. Ich durfte die Verantwortung für kurze Zeit abgeben, du warst gekommen, um dein Projekt „Toleranz“ weiterzuführen. Nun wurde ich zum Beobachter.

Die Motivation der Schüler hatte allerdings bereits nachgelassen. Viele fühlten sich gekränkt, weil sie als einzige Klasse unserer Schule, diese Extrabetreuung erhielten. Sie fühlten sich bestärkt darin, die „schlimmste Klasse“ zu sein. Sie wollten nicht länger therapiert werden, brauchten keinen „Seelenklempner“. Vielleicht hatten sie Recht. Vielleicht schämten sie sich vor den anderen Schülern. Wie die Eltern sich zu unserem Projekt verhielten blieb ungeklärt. Die Kinder wollten es jedenfalls nicht mehr nötig haben, „behandelt“ zu werden.

Alles Vermutungen, die mir jetzt im Nachhinein durchaus denkbar erscheinen. Auch darüber hätte ich gerne noch mit dir geredet. Wish you were here.

Deine letzte Projektstunde fand ohne mich statt. Von meinem Chef erfuhr ich, du wolltest alleine mit den Kindern sein, hattest vor, später bei einer Tasse Kaffee dann noch mit mir über die Klasse sprechen.

Zugegeben, ein wenig enttäuscht war ich zunächst schon. Hatte ich doch gehofft, diesmal wäre endlich Zeit, eine Art Verhaltenstraining durchführen zu können. Endlich Praxis, statt Theorie. 

 „Was erwarten Sie sich eigentlich von Therapien? Versprechen Sie sich nicht zu viel davon.“ Mein Schulleiter

*

Es war mein freier Tag und deine letzte Stunde in dieser Klasse. Über deren Verlauf erfuhr ich nichts, weder von dir noch von meinem Schulleiter. Schließlich fragte ich bei den Kindern nach und Jürgen berichtete mir, dass du die Stunde abgebrochen hattest, weil die Klasse sich unmöglich verhalten hatte. Du warst nach Rücksprache mit dem Schulleiter einfach gegangen. Mein Chef hatte den Unterricht daraufhin übernommen.

Ich war entsetzt. Nichts hatte sich geändert. Die Schüler schwiegen teilnahmslos, niemand sprach den Ablauf dieser Stunde an.

Was damals niemand wusste: Es war deine letzte Stunde, die du an unserer Schule verbracht hattest. Tage darauf kam die schreckliche Nachricht. Motorradunfall, tödlich. Ein Sonntagsausflug ohne Rückkehr.

*

Kurz vor Acht. Ein schwerer Tag begann.

Schon auf dem Gang rannten sie mir entgegen, Michaela, Rita und Barbara, die Gesichter verweint, aufgelöst, ratlos, hilflos und ich spürte wie sich kalt die Angst in mir hoch schlich, die Angst vor dem, was ich gleich erfahren würde, ich wehrte mich innerlich, wollte nicht wissen, was ich schon wusste, meine Ahnung wurde zur grausamen Gewissheit, der verunglückte Motorradfahrer, von dem ich gehört hatte: du warst das gewesen. Gewesen, welch furchtbares Wort, gewesen, wo du doch sein solltest, hier, bei uns sein solltest. Tröstend legte ich den Arm um die fassungslosen Mädchen, verzweifelt hielten wir uns aneinander fest, stumm.

Wie sollte ich der Klasse mitteilen, was passiert war? Einige Schüler hatten es schon gehört, manche fragten nach, ob das auch stimme. Die meisten waren betroffen, nur der „harte Kern“ konnte sich keine Blöße geben und zog die trauernden Kinder ins Lächerliche.

Ich durfte das wohl nicht erwarten, aber ich tat es doch, erwarten, dass alle von deinem plötzlichen Tod berührt wurden, von dem Unbegreiflichen, dem Endgültigen, dass du nie mehr zu uns kommen wirst. Vorbei deine letzte Stunde, die du abbrechen musstest, keine Gelegenheit zur Wiederholung, keine Möglichkeit der Aufarbeitung.

Ich dachte an deine letzte Begegnung, dein letztes Gespräch mit mir und an die Tasse Kaffee, die wir zusammen trinken wollten. Wish you were here.

Wie gerne wäre ich geflüchtet, weit weg an einen verborgenen Platz, um mich der Trauer, die mir die Kehle zusammenschnürte, endlich überlassen zu können, um ungestört die Tränen weinen zu können, die ich gewaltsam zurückdrängte. Aber ich musste bleiben und – wollte ich nicht noch mehr verwundet werden – in eine Maske schlüpfen, die grausame Maske der Gleichgültigkeit. Das Versteckspiel begann.

*

Verstecken

Kann es sein, dass wir uns voreinander verstecken, um nicht verwundbar zu sein?

Können wir nicht mehr zeigen wie wir wirklich sind aus Angst getroffen zu werden?

Schützen wir uns mit Masken, die unsere wahren Gefühle verbergen?

Bauen wir Mauern aus Gleichgültigkeit, Hohn, Spott, Aggression als Schutz vor zu viel  Nähe?

*

Die letzten Tage des Schuljahres mussten noch durchgestanden werden. Für die Erstellung der Zeugnisse verbrachte ich unzählige Stunden vor dem PC, aber ich wusste auch, diese Klasse durfte ich abgeben. Bald.

Ein letztes Mal ließ ich die Gesichter meiner Schüler noch einmal auftauchen vor meinem inneren Auge, versuchte ihnen gerecht zu werden beim Schreiben der Zeugnisbemerkungen, ehe ich sie frei gab, sie los ließ, mich von ihnen verabschiedete.  Letzte Arbeiten, die noch erledigt werden mussten. Schon zählte ich die Tage, die ich noch durchhalten musste.

23. Juli. Da ist es dann passiert, einige Tage vor dem letzten Schultag. Ich verbrachte den Nachmittag in der Schule, mein Fahrrad hatte ich in der Radhalle abgestellt.

Auf dem Heimweg wollte ich unterwegs noch etwas für das Abendessen besorgen, mir eine kleine Belohnung gönnen, einen Blumenstrauß vielleicht? In Gedanken ging ich schon die Einkaufsliste durch, fuhr mit dem Rad schwungvoll über den Randstein des Bürgersteiges, sah mich suchend nach einem freien Platz um, als ich plötzlich wie ein Stein auf dem Boden aufprallte. Ein rasender Schmerz in meinem linken Knöchel trieb mir die Tränen in die Augen, automatisch wischte ich mit meiner Hand über die Augen, schmeckte etwas Salziges und gleichzeitig Süßes in meinem Mund. Verwundert betrachtete ich meine Finger, sie waren blutverschmiert und tränennass. In meinem Gesicht brannte ein höllisches Feuer.

Fremde Menschen beugten sich über mich, redeten beruhigend auf mich ein, riefen den Krankenwagen, der mich ins Krankenhaus brachte.

Stunden später stand ein Polizeibeamter vor meinem Bett, registrierte kurz mitfühlend mein plumpes Gipsbein, den unförmigen Verband in meinem Gesicht. Er lächelte mir aufmunternd zu. „Frau Marau, kaum zu glauben, aber an Ihrem Fahrrad hat jemand mutwillig Schrauben gelockert. Da wollte Ihnen jemand übel mitspielen. Haben Sie einen Verdacht?“

Alles nur Spaß, dachte ich, alles nur Spaß, und ich erzählte von dem mutwilligen Kratzer in meinem Auto, vom Hass einiger Schüler auf mich, von den Böllern im Briefkasten. Namen konnte ich keine nennen.

Aber die Polizei fragte nach, ein Beamter sprach in meiner Klasse mit den Kindern, Zeugen wurden gesucht, viele Schüler wurden befragt. Der Täter würde nie gefunden werden, das war meine Meinung, jetzt hatten sie mich also doch  noch erwischt. 

„Nehmen Sie es nicht persönlich.“ „Ich hasse Sie.“ 

Am letzten Schultag meldete sich völlig überraschend eine Zeugin. Ein Mädchen, das als sehr zurückhaltend bekannt war, das kaum mit anderen sprach, wagte es, eine Aussage zu machen.

„Ich wollte mit meiner Freundin nachmittags  zum Spielplatz. Wir trafen uns um drei Uhr vor der Radhalle. Nur wenige Räder standen da noch drin. Da hörte ich die Stimmen von mehreren Jungs. Sie flüsterten. Das kam mir irgendwie komisch vor. Ich kannte sie vom Sehen. Sie haben mich in der Pause schon oft ausgelacht, die sind ganz gemein. Vor denen fürchtete ich mich. Ich wollte am liebsten gleich verschwinden. Da sah ich, dass sie an dem roten Fahrrad von Frau Marau rummachten. Dann kam meine Freundin und wir sind schnell weggefahren.“ 

*

Nach Tagen bestätigte sich mein nie ausgesprochener Verdacht. Es war Klaus, der Schüler, von dem ich angenommen hatte, dass er mich am meisten hasste. Von der Polizei verhört gab er schließlich zu, Schrauben an meinem Fahrrad gelockert zu haben. Seine Idee war es gewesen, Freunde hatten ihn dabei unterstützt mit dem nötigen Werkzeug. Einer der Beamten fragte ihn nach dem Grund für diese Tat.

Klaus zuckte mit den Schultern und schwieg.

*

Wish you were here (Song)

How I wish, how I wish you were here.

We´re just two lost souls

Swimming in a fish bowl,

Year after year,

Running over the same old ground.

What have we found?

The same old fears.

Wish you were here.

  

Pink Floyd

 

Wish you were here – Kapitel 11

18 Montag Jan 2016

Posted by josephinesonnenschein in Allgemein, Belletristik, Gedanken, Literatur

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Schlagwörter

Ausdruck, Charakter, Erfahrung, Erinnerung, Gedanken, Gefühle, Mütter, Mutter, Schule, Sozialpädagoge

Liebe Leserinnen, lieber Leser, hier veröffentliche ich einzelne Kapitel aus meinem Buch “Wish you were here – Hilferuf einer Lehrerin“.

Kapitel 11 – Schülerportraits

Jürgen, der beliebteste Schüler. Ein stiller, schüchterner Junge, der nie unangenehm auffiel, regelmäßig seine Hausaufgaben machte, sich im Unterricht zurückhielt und meist erst zum Sprechen ermuntert werden musste. Seine besten Freunde befanden sich nicht in der Klasse, aber er kam mit allen gut aus und zeigte sich verträglich. Seltsamerweise gehörte er nicht zu den Opfern. Er wurde respektiert und wohl kaum belästigt.

Allerdings, ich erfuhr es erst in einer deiner Toleranz-Stunden, war es wegen eines beschädigten Federmäppchens zwischen ihm und seinem Nachbarn Florian, der ebenfalls ein ruhiger Typ war, zu einer handfesten Auseinandersetzung gekommen.

Korbinian, ein sehr lebhafter, bestimmender Schüler, hatte sich eingemischt und darauf bestanden, dass die beiden sich bekämpfen mussten, während einige andere Schüler einen Ring um sie herum gebildeten hatten, den sie nicht verlassen durften.

Ich war entsetzt, als ich davon erfuhr, vor allem, weil es nicht bemerkt worden war. Der Kampf hatte in der Pause stattfinden können, weil keiner eingegriffen hatte, weder Pausenaufsicht noch andere Schüler.

Jürgen und Florian war es sichtlich peinlich, dass dieser Kampf angesprochen wurde, während die anderen Beteiligten eher stolz darauf waren, dass es ihnen gelungen war, zwei friedliche Schüler auf Befehl in eine Schlägerei zu verwickeln. Sie hatten die Rächer gespielt, ungefragt und von den beiden auch unerwünscht. Die Rolle der Rächer erlaubte einigen Gewalt auszuüben für einen – in ihren Augen – „guten Zweck“. Das Federmäppchen war so allerdings weiterhin kaputt geblieben, zwei ehemals befreundete Jungen waren, ohne es wirklich zu wollen, aufeinander losgegangen und hatten sich Schmerzen zugefügt, um den beschämenden Worten der Umstehenden ein Ende zu bereiten.

Nach einem Gespräch über den Sinn dieser Schlägerei konnte nur ein Teil der Beteiligten einsehen, dass es sich nicht gelohnt hatte, den Weg der Gewalt zu gehen. Für die einen ein belustigendes Schauspiel, eine Demonstration ihrer Macht, für zwei andere ein demütigender Vorgang. Scham der Opfer vor dem Täter. Gruppenzwang. Scham, ein Grund für die scheinbare Gleichgültigkeit? Scham, ein unerwünschtes, in unserer Zeit selten diskutiertes Gefühl. Ein Gefühl, dass sich niemand leicht eingesteht, weder Lehrer noch Schüler. Scham, ein Gefühl, das verletzbar macht.

*

Da standen sie plötzlich vor der Tür, klingelten Sturm und hielten meinen Sohn Jürgen zwischen sich eingehakt in ihrer Mitte. Mein Gott, er war ganz blass, sein Gesicht blutverschmiert. Er sei bewusstlos gewesen und gestürzt, sagten seine beiden Begleiter, deshalb hätten sie ihn nach Hause gebracht, damit ihm unterwegs nichts passieren würde. ‚So nette Jungs’, dachte ich noch, dankte ihnen und zog meinen Sohn ins Haus. Nachdem er sich das Blut abgewaschen hatte, erfuhr ich nach und nach die ganze Geschichte: Sie hatten ihn vorher verprügelt und auf den Boden gestoßen, vielleicht war er wirklich kurz ohnmächtig gewesen, er konnte sich nicht mehr daran erinnern, jedenfalls bekamen die „netten Jungs“ es plötzlich mit der Angst zu tun und schleppten ihn nach Hause. Mein Sohn brachte die Zusammenhänge nur stockend hervor, immer wieder bohrte  ich genauer nach, um die Wahrheit zu erfahren. Ehrlich, ich war schon schockiert über diese Kaltblütigkeit: erst jemanden zusammenzuschlagen und ihn hinterher fürsorglich daheim abzuliefern, nicht ohne ihm vorher damit gedroht zu haben, dass er den Mund halten müsse,  sonst würde noch mehr passieren.

Natürlich redete ich auf Jürgen ein und wollte gleich am nächsten Tag zu der Lehrerin gehen, aber Jürgen war total dagegen und heulte los, als ich mit ihm darüber sprach. Er wollte nicht als Schlappschwanz, Muttersöhnchen und Petze dastehen und auch noch ausgelacht werden. Er verbot mir, mit der Lehrerin zu reden. Also, was sollte ich tun? Ich wollte ihn doch schützen und was konnte ich schon von der Lehrerin erwarten? Sie war doch auch hilflos, die Kinder tanzten ihr auf der Nase herum, obwohl sie es wirklich gut mit ihnen meinte und auch Jürgen mit ihr klar kam. Er fürchtete sich nicht vor ihr, sondern vor den anderen, seinen Klassenkameraden.

Seit einiger Zeit probierten sie in der Schule etwas Neues aus, ein Projekt zum Thema „Toleranz“ oder so ähnlich. Jürgen erzählte nicht viel davon, aber andere Mütter, die ich beim Einkaufen traf, waren regelrecht verärgert und meinten, ihre Kinder bräuchten nicht therapiert zu werden, sie bräuchten andere, bessere Lehrer, die sich durchsetzen könnten. Was sollte da ein Sozialpädagoge schon bewirken können? Er kam ja doch nur einige Male, da fiel auch noch der Unterricht aus. Viele der Mütter dachten so. Aber ich, ich hoffte doch, dass das Projekt etwas bewirken könnte und mein Sohn, der freute sich immer auf diese Projekttage. Vielleicht erwartete er sich das Gleiche wie ich: eine Verbesserung der Situation in dieser Klasse.

Aber dazu kam es leider nicht mehr. Nach diesem tragischen Unfall konnte das Projekt nicht mehr zu Ende geführt werden. Alles blieb ungewiss: Hätte es noch etwas bewirken können, wenn das Ende nicht so abrupt eingetreten wäre? Keiner weiß es. Unfassbar war es jedenfalls für meinen Sohn, der um diesen Sozialpädagogen ehrlich trauerte. Die Kinder waren nun wieder allein, konfrontiert mit dessem jähen Ende. Keiner kümmerte sich um sie. Schockiert wohl auch die Lehrerin, die mit den Schülern darüber zu sprechen versuchte, während andere schon wieder spotteten und lachten und Witze rissen. Vielleicht war das ihre Art zu trauern: ‚Nur ja nichts an sich heranlassen, keine Gefühle zeigen, cool bleiben, auch wenn es weh tut, entsetzlich weh tut und auch schrecklich Angst macht.’ Glauben Sie mir, vor dem Tod fürchten sich auch diese Jungs. Schlimm war das, wirklich schlimm.

Und jetzt kommen Sie daher und wollen wissen, wo mein Sohn am Nachmittag des 23. Juli war. Sie werden ihn doch nicht verdächtigen, dabei gewesen zu sein?“  Jürgens Mutter

*

Boris, der unbeliebteste Schüler. Groß, grobkantig, kräftig, aber nie bereit seine Kraft sinnvoll einzusetzen. Er lebte nach dem Lustprinzip: Alles war ihm zu viel, was nach Anstrengung und Arbeit roch. „Keine Lust.“ „Immer müssen wir so viel schreiben.“ Er malte unentwegt auf  Blättern, aber nicht, wenn es seine Aufgabe war, z. B. einen Eintrag zu gestalten. Ein Kind, das sich nicht in der Hand hatte. Er fiel des öfteren vom Stuhl, furzte schamlos, rülpste lautstark, warf im Zorn Stifte und Hefte zu Boden, fälschte die Unterschrift seiner Eltern, versteckte für die Hausaufgaben benötigtes Material in der Schule im Schrank oder unter der Bank. Einziges Ziel schien Provokation zu sein. Er legte es darauf an, mich als  seine Lehrerin, aber auch bestimmte Schüler aus der Fassung zu bringen, indem er sie verbal beleidigte, verhöhnte, beschimpfte, ihre Sachen beschädigte und sie auch körperlich bedrängte. Ein hilfloses Baby in einem viel zu gewaltigen Körper.

Niemand wollte gerne neben ihm sitzen. Als Kleinkind hatte er seine Mutter schon zum Weinen gebracht. Ein einsames Kind.

Korbinian, sehr unbeliebt. Ein Schüler, der unter dem ADS-Syndrom litt und mit ihm litten die Schüler und die Lehrer. Ein gefährlicher Schüler. Er strotzte vor Kraft, war ein leistungsmäßig guter Sportler, aber ohne jede Disziplin und Fairness. „Dann ist er eben kein guter Sportler.“, sagtest du kurz und ich teilte deine Meinung. Seine Mutter, schien überfordert. Sie war berufstätig, alleinerziehend und nicht immer in der Lage, dafür zu sorgen, dass Korbinian regelmäßig seine Medizin einnahm. Ein Ritalinkind, dessen Verhalten stark von der Medikamenteneinnahme abhing. Meist zeigte sich der Junge mir gegenüber unzugänglich und aufsässig, während er sich den Mitschülern gegenüber rücksichtslos verhielt, mit einem bösen Lachen im Gesicht Schläge austeilte, mit  höhnischen Worten andere zum Weinen brachte.

In seltenen Augenblicken erlebte ich ihn ernsthaft und ansprechbar, spürte wie die Mauer, hinter der er sich versteckte, Risse bekam, nahm die andere Seite seines Wesens wahr, die verletzbare, die empfindliche Seite, die er vor anderen meist verbarg, wohl aus Angst, selbst verletzt zu werden. Der Einzige, der die unfassbaren Ereignisse vom 11. September „cool“ und „geil“ fand, was auch die anderen Kinder befremdete.

Manuel, der Schüler aus Amerika. Stark, alle anderen durch seine Körpergröße überragend, auffallend durch seine schwarze Hautfarbe, sein undurchdringliches maskengleiches Gesicht. Verzog mir gegenüber keine Miene, es sei denn er war wütend, dann verlor er die Beherrschung und brüllte mich an. „Ich kann Sie nicht mehr sehen. Halten Sie die Fresse.“ Ein Heimkind, dessen Erzieher sich ehrlich Mühe gab mit ihm. Beide erschienen mehrmals in meiner Sprechstunde. Die Einsicht, die Manuel im Gespräch zeigte, währte meist nicht lange. Er hatte sich hohe Ziele gesteckt, allerdings ohne ernsthaft bereit zu sein, sich dafür langfristig anzustrengen. Seine Leidenschaft war das Zeichnen. Ununterbrochen kritzelte er im Unterricht Figuren. „Reden Sie ruhig weiter. Ich höre schon zu.“

Allmählich fasste er Fuß in der Klasse. Mit ihm wollte niemand in einen Kampf verwickelt werden. 

*

„Ich hasse diese Frau. Was bildet die sich eigentlich ein, wer sie ist? Sie ist schlimmer als meine Mutter, die mir dauernd vorjammert, wie schlimm es mit mir noch enden wird, wenn ich in der Schule nicht aufpasse. Auch diese Lehrerin versucht mich ständig davon zu überzeugen dass es  wichtiger ist, fleißig zu sein und aufzupassen anstatt zu malen. Sie erinnert mich immer an meine Ziele, meine Wünsche, die ich ihr genannt habe, als sie mich danach gefragt hat. Mittlere Reife, ja das wäre schon okay, aber das ist viel zu viel Arbeit, also was soll’s, ich zeichne und male lieber, denn der Unterricht ist mir zu langweilig, viel zu nervig, echt ätzend diese Frau.

 Stimmt, ich kann schon mal ausrasten, wenn sie immer an mir herumkritisiert, ich habe sie auch schon beschimpft, das gebe ich zu, aber den Verweis, den hätte sie besser nicht geschrieben. Weiß sie eigentlich, was das für mich im Heim bedeutet? Sie sperren mich dort ein, ich kann nicht mehr raus wann ich will, auch am Wochenende darf ich nicht zu meiner Mutter, so ein Mist. Sie braucht doch nicht so zimperlich zu sein, „halt die Fresse,“ das ist doch nur so dahin gesagt. Ich werde mich bei ihr entschuldigen, dann wird sie es sicher bleiben lassen.

Sie hat den Verweis nicht zurückgenommen, die blöde Kuh. Ich hasse sie, ich kann sie nicht mehr sehen. Mein Erzieher hält auch noch zu ihr und findet, ich wäre zu weit gegangen. Immer ich! Jetzt kann sie mich mal, ich mache nicht mehr mit.

Ich habe schon gemerkt, dass sie besonders freundlich sein will zu mir. Vielleicht hat sie Angst vor mir? Obwohl, sie ist ganz schön stark, hätte ich nicht gedacht. Sie hat hart zugepackt, als ich auf Boris losgegangen bin, mitten im Unterricht. Ich war so wütend, er hat meine Mutter eine Hure genannt, ich hätte ihn zusammengeschlagen, echt, aber da packte sie mich plötzlich und riss mich von ihm weg. Die ganze Klasse hat da gestaunt. Das hätten sie ihr wohl nicht zugetraut. 

Immer will sie mit mir reden, aber da gibt es nichts zu reden. Es kotzt mich an, dieses Getue um eine kleine Schlägerei. Ist doch nichts passiert. Diesmal nicht, aber vor einem Jahr schon, das stimmt, da hatte ich Pech und musste die Schule wechseln, die haben mich einfach rausgeschmissen, weil ich denen zu gefährlich war. Meine Mutter wäre beinah durchgedreht. Seit diesem Rausschmiss bin ich im Heim gelandet. Ich soll mich anständig aufführen, damit ich auch bleiben darf, aber trotzdem, alles muss ich mir nicht bieten lassen. Ich nicht.“ Manuel

*

Gökhan, ein türkischer Schüler, der im Laufe des Schuljahres zu uns gekommen war. Gleich am ersten Tag hatte er eine brutale Rauferei angefangen. Auch er nicht beliebt, tanzte immer aus der Reihe, konnte weder still sitzen noch konzentriert und ruhig arbeiten. Bewegte sich immer im Klassenzimmer und störte rücksichtslos seine Mitschüler, indem er sie ansprach, beleidigte, anrempelte, ihnen Sachen wegnahm.

Schulmaterial hatte er grundsätzlich nicht dabei. Er fiel immer wieder durch sein aggressives Verhalten auf. Aufgrund seiner schwachen Leistungen hätte er eigentlich die Klasse wiederholen müssen. Aus „pädagogischen Gründen“ ließ ihn mein Chef dann allerdings aufsteigen.

„Warum hast du das zugelassen?“ Sozialpädagoge 

Warum? Ich fühlte mich zu diesem Zeitpunkt schon so ausgebrannt und hatte nicht mehr die Kraft, mich mit meinem Schulleiter auseinander zu setzen, obwohl ich es den anderen Schülern gegenüber als sehr ungerecht empfand, immer noch empfinde, aber zu dem Zeitpunkt, da war ich schon total erschöpft, hatte nicht mehr den Mut und die Kraft mich durchzusetzen. Burnout.

Michaela, ein temperamentvolles Mädchen, von dem Manuel sagte: „Die ist doch wie ein Junge, die schlägt doch selbst.“ Sie war in keiner Weise zimperlich, wurde von ihrer Mutter darin bestärkt,  sich nichts gefallen zu lassen.

Interessierte sie der Unterrichtsstoff arbeitete sie lebhaft mit, von Hausaufgaben hielt sie dagegen nicht viel. Mir gegenüber verhielt sie sich unterschiedlich, manchmal kooperativ, aber auch zeitweise feindselig, wusste nicht, auf welche Seite sie sich schlagen sollte.

Von dir war sie sehr begeistert, sie freute sich jedes Mal auf die Stunden, in denen du in die Klasse kamst. Sie blühte richtig auf und wollte dir unbedingt gefallen, von dir beachtet werden. Hast du das bemerkt?

Rita und Barbara, zwei stille, unauffällige Mädchen, die miteinander befreundet waren, hielten – so weit mir bekannt – sich von den Schlägereien fern und arbeiteten im Unterricht bereitwillig mit.

Die beiden waren die einzigen, die sich zuverlässig immer wieder um die Blumen im Klassenzimmer kümmerten.

Wish you were here – Kapitel 10

17 Sonntag Jan 2016

Posted by josephinesonnenschein in Allgemein, Belletristik, Gedanken, Literatur

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Ausdruck, Charakter, Chef, Eltern, Erfahrung, Erinnerung, Frau, Frauen, Gedanken, Gefühle, Schüler, Schule, Schulleiter

Liebe Leserinnen, lieber Leser, hier veröffentliche ich einzelne Kapitel aus meinem Buch “Wish you were here – Hilferuf einer Lehrerin“.

Kapitel 10 – Hinter meinem Rücken

In diesem ständigen Auf und Ab der Gefühle machte ich die bittere Erfahrung, dass mein Chef mir in den Rücken fiel.

Boris war der erste Schüler, der von dem Klassenausschluss betroffen war. Seine Eltern waren, wie in der Konferenz vereinbart, vom Schulleiter davon benachrichtigt worden. Kurz darauf stellte ich jedoch fest, dass die Eltern der später ausgeschlossenen Schüler dagegen keine Mitteilung erhalten hatten.

Als Grund dafür wurde mir genannt: „Die Mutter von Klaus verträgt das nicht.“

So hatte ich mir die Zusammenarbeit zwischen Lehrer und Eltern nicht vorgestellt. Zum ersten Mal taten sich nach diesen Worten erste, feine Risse auf im Verhältnis zu meinem Chef, die Basis gegenseitigen Vertrauens begann sich ganz langsam aufzulösen, geriet ins Wanken. Aus Vertrauen wurde Misstrauen.

Ich wusste wohl, dass ich mir diese Mutter zur erbitterten Feindin gemacht hatte, weil ich es gewagt hatte, das Verhalten ihres Sohnes zu kritisieren. Sie dagegen unterstützte ihr Kind, sah alle Schuld bei mir, teilte dies sicher auch ihrem Sohn mit, woraus aus seinen aufwieglerischen Äußerungen zu schließen war. Gerade deshalb erschien es mir notwendig, dass mein Chef zu mir stand und sich nicht auf die Seite dieser Mutter stellte, die jeglichen Kontakt mit mir strikt verweigerte.

Die Schüler spürten sofort, dass sie beim Schulleiter nachhaken konnten. Immer öfter fiel im Unterricht der Satz: 

„Das dürfen Sie nicht. Das sagen wir Herrn Gruff.“

*

Boris öffnete ich daraufhin eines Tages die Klassenzimmertür und schickte ihn mit den Worten: „Geh und beschwer dich, aber sofort.“, hinaus. Verunsichert verließ er das Klassenzimmer, vermutlich jedoch ohne ins Büro zu gehen. Auch unser Schulleiter wollte nicht immer gestört werden, auch er konnte sehr unangenehm werden.

In einem vertraulichen Gespräch teilte mir mein Chef mit, dass sich Eltern über mich beklagt hätten, ich wäre handgreiflich geworden. Natürlich wollte ich Genaueres wissen: Welche Eltern? Wie viele? Welche Art von Handgreiflichkeiten wurde mir vorgeworfen?

Herr Gruff gab nach einigem Zögern zu: „Es waren einige Schüler, nicht die Eltern.“ Er hatte mich also angelogen. Der giftige Stachel des Misstrauens grub sich tiefer in mein Bewusstsein. Er hatte also den Schülern sofort geglaubt, ohne mit mir darüber geredet zu haben. Wish you were here.

Um den ständigen Auseinandersetzungen unter den Schülern gezielter begegnen zu können, schlug mir eine Beratungslehrerin vor, in meiner Klasse ein spezielles Soziogramm durchzuführen. Es könnte Aufschluss geben über die innere Struktur der Klasse. Ich willigte ein und wartete gespannt auf die Auswertung des Soziogrammes.

Wochen später traf ich Frau A. im Lehrerzimmer und fragte sie, was aus dem Soziogramm geworden sei. Sie schien ehrlich überrascht: „Haben Sie die Auswertung noch nicht erhalten? Vor ein paar Wochen schon habe ich sie Herrn Gruff gegeben, mit der Bitte, sie an Sie weiter zu reichen.“ Ich hatte die Auswertung nie erhalten. Eine erneute Nachfrage bei meinem Chef ergab, dass er es momentan nicht finde könne und außerdem vertrat er die Auffassung: „Ein Soziogramm entspricht nach vier Wochen sowieso nicht mehr der tatsächlichen Situation.“ Das allerdings war mir neu. Mein Misstrauen begann zu wachsen. Ich entschloss mich, mein eigenes Soziogramm zu machen und nach dessen Auswertung die Sitzordnung der Kinder zu verändern.

Wish you were here – Kapitel 9

16 Samstag Jan 2016

Posted by josephinesonnenschein in Allgemein, Belletristik, Gedanken, Literatur

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Schlagwörter

Ausdruck, Charakter, Erinnerung, Gedanken, Gefühle, Klasse, Lehrerin, Schule, Unterricht

Liebe Leserinnen, lieber Leser, hier veröffentliche ich einzelne Kapitel aus meinem Buch “Wish you were here – Hilferuf einer Lehrerin“.

Kapitel 9 – Lichtblicke

Unterricht in fremden Klassen, Vertretungsstunden für erkrankte Kollegen übernehmen und feststellen können: Es gab sie auch, freundliche Schüler, die einem das Gefühl vermittelten, an der richtigen Stelle zu sein, die das Lehrer-Sein sinnvoll erscheinen ließen.

Womöglich konnte ich doch mit Kindern umgehen? In meiner Klasse war ich mir dagegen längst nicht mehr sicher, ob ich für den Lehrerberuf geeignet war.

„Das hat Spaß gemacht.“ Schüler einer fremden Klasse

Der Fachunterricht in einer neunten Klasse erschien mir als Erholung im Gegensatz zu meiner Klasse. Auch wenn dort nicht alles glatt verlief, gab es genügend Schüler, die sich am Unterricht beteiligten, ohne einen Großteil ihrer Energie auf die Bekämpfung der Lehrerperson zu verschwenden.

Aber auch in meiner, als so schwierig erlebten Klasse, erlebte ich immer wieder einzelne wertvolle Stunden, die weitgehend störungsfrei verliefen und mir Hoffnung gaben auf bleibende Besserung der Situation.

Mir war klar, dass ich den Blick auf einzelne Schüler richten musste, auf jene, die noch bereit waren, mit mir zu arbeiten. Große Gefahr spürte ich in der in mir aufkeimenden Bitterkeit, die sich immer häufiger bemerkbar machte. An manchen Tagen empfand ich alles als aussichtslos. Einige wenige Schüler aber brachten mich immer wieder dazu, nicht aufzugeben, durchzuhalten, um wenigsten ihnen die Zeit in der Schule angenehm zu gestalten und ihnen die Gewissheit zu vermitteln, sie lernten täglich Neues dazu und vor allem, dass Lernen Freude machen konnte.

Gespräche mit Kindern, die sie freiwillig mit mir führten, in der Pause oder vor bzw. nach dem Unterricht. Gespräche als Vertrauensbeweis.

Lernen macht Spaß. Manchmal gelang es mir, meine eigene Freude und meine Begeisterung auf die Kinder zu übertragen. An solchen Tagen verwandelten sich die Schüler, schlüpften gekonnt und fasziniert in fremde Rollen, erlebten die Römerzeit, fühlten sich als Herrscher, Sklaven, Soldaten, Handwerker, Bauern und Händler, tauchten ohne Scheu ein in eine vergangene fremde Welt, versetzten sich scheinbar mühelos in eine weit zurückliegende Zeit, ließen sich faszinieren, herausreißen aus ihrer stumpfen Gleichgültigkeit. An solchen Tagen war ich glücklich.

Wish you were here – Kapitel 8

15 Freitag Jan 2016

Posted by josephinesonnenschein in Allgemein, Belletristik, Gedanken, Literatur

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Ausdruck, Charakter, Eltern, Erfahrung, Erinnerung, Frau, Frauen, Gedanken, Gefühle, Schüler, Schule

Liebe Leserinnen, lieber Leser, hier veröffentliche ich einzelne Kapitel aus meinem Buch “Wish you were here – Hilferuf einer Lehrerin“.

Kapitel 8 – Der Lehrer als Sündenbock

„Faul, weltfremd, unbeweglich – keine Beamtengruppe hat so ein schlechtes Image wie die Pädagogen.“ Wirtschaft

*

Scham neben Wut und Betroffenheit. Ich erzählte nur wenigen davon. Wie würden sich andere Lehrer verhalten? Scham, dem Hass der Schüler ausgesetzt zu sein, ohne sich wehren zu können. Über ihre Taten prahlende Schüler, selbst dagegen dazustehen als dummer Lehrer, hilflos.

Mangelndes Durchsetzungsvermögen.

„Sie sind der Lehrer. Sie haben die Ausbildung“.

So die Mutter eines schwierigen Schülers. Richtig, ich wurde ausgebildet für den Unterricht und den Umgang mit Schülern in einer Regelklasse. Ausgehend davon, dass diese Schüler vertraut sind mit sozialen Verhaltensweisen und von ihren Eltern erzogen wurden zu einem friedfertigen Umgang im Miteinander. Mir fehlte die Ausbildung zum Sonderschullehrer, zum Psychologen, zum Sozialpädagogen, zum Eheberater und zum Familientherapeuten.

Indirektes Eingeständnis der Eltern: Wir werden mit unserem Kind nicht fertig. Angst der Eltern vor ihrem Kind, dessen Wutausbrüchen, dessen Aggressionen. „Sie sind der Lehrer.“ Sie müssen mit meinem Kind klar kommen, aber sagen Sie kein falsches Wort, verlangen Sie nicht zu viel von ihm. Diese Haltung erspüren die Kinder natürlich. Sie erkennen den Widerspruch: Einerseits drohen die Eltern mit der Schule, andrerseits schärfen sie den Kindern ein, sich nichts gefallen zu lassen, weder von anderen noch vom Lehrer.

 „Das mache ich nicht.“

„Sie können mich mal.“ 

„Meine Mutter war beim Anwalt.“ Triumphierender Blick von Klaus. Blitzende Augen, Provokation pur. Alle starrten mich an, feindselig bis auf ganz wenige, die mir aus Verlegenheit nicht in die Augen sehen konnten. Klaus war voll darauf konzentriert, alles was ich sagte, abzuwägen, ob es geeignet wäre für den Anwalt oder nicht. Er war bereit, meine Worte sofort aufzuschreiben um sie weiterzugeben, hielt Stift und Block schon griffbereit.

Unterricht vor einer lebenden Mauer. Selbst-Schutz. Ignorieren. Nicht zur Kenntnis nehmen. Keine Betroffenheit zeigen. Gleichgültigkeit beweisen. Fassade als Schutz-Panzer.

*

Fassaden

Gut geborgen meine verwundbare Seele,

sicher versteckt meine Gefühle und

vor anderen geschützt mein wahres Ich

mit kalter Fassade das Wagnis eingeh’n,

anderen Fassaden zu begegnen.

*

All das schluckte zusätzliche Energie, blockierte mich während des Unterrichts. Diese spannungsgeladene Atmosphäre erstickte meine Kreativität, ließ sie verdorren  wie eine Pflanze in der Wüste.

Der Internist und Psychiater Joachim Bauer warnt davor: „Das Ansehen derjenigen weiter zu ruinieren, die unsere Kinder ausbilden. Nur ein Weg führt aus der Krise: Wenn auch „gesellschaftliche Meinungsbilder aufhören, das Image der Lehrerschaft zu ruinieren.“                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      

Der Schüler, dein Feind, bohrende Gedanken an schlechten Tagen. Immer wieder muss ich mir ins Gedächtnis rufen: Nicht alle sind so. Kümmere dich um die „Willigen“. Sie haben ein Recht auf guten Unterricht.

Aber immer wieder auch die Frage: Warum sind die „Willigen“ so gleichgültig geworden? Warum lassen sie die Störer gewähren und distanzieren sich nicht deutlicher? Stehen sie so unter deren Einfluss? Warum halten sie nicht besser zusammen? Sind auch sie ausgebrannt und zermürbt?

Wish you were – Kapitel 7

14 Donnerstag Jan 2016

Posted by josephinesonnenschein in Allgemein, Belletristik, Gedanken, Literatur

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Ausdruck, Charakter, Erfahrung, Erinnerung, Gedanken, Gefühle, Schule, Spaß

Liebe Leserinnen, lieber Leser, hier veröffentliche ich einzelne Kapitel aus meinem Buch “Wish you were here – Hilferuf einer Lehrerin“.

Kapitel 7 – Alles nur Spaß?

Weihnachtsferien. Ein Jahr ging zu Ende. Silvester. Gedankenverloren stand ich in der Küche und hörte durch das geöffnete Fenster Kinderstimmen. „Das wird krachen“. Noch dachte ich mir nichts dabei. Dann der erste Knall. Wieder die Stimmen. Noch ein Knall. Plötzlich fiel es mir ein: Bei meinen Eltern war der Briefkasten auf diese Art zerstört worden. Ich hastete ins Treppenhaus und Rauch qualmte aus meinem Briefkasten, Brandgeruch breitete sich aus. Alles nur Spaß? Ein übler Scherz oder ein Racheakt? Was brachte die Kinder dazu, mir diese Knaller einzuwerfen? Ich schwankte zwischen Lachen und Wut. Hassten sie mich wirklich so? Was hatte ich ihnen getan? Was störte sie so an mir?

Mein größter Fehler war wohl Lehrer zu sein. Lehrer, das ist der Feind, Lehrer, das ist kein Mensch mit Gefühlen. Lehrer fordern von Schülern Leistungen und soziales Verhalten, Lehrer erzeugen so Unmut, also sind Lehrer schlecht. Sie bringen die Eltern dazu, dass sie von ihren Kindern verlangen, etwas für die verhasste Schule zu tun, sie sorgen für Ärger zwischen Eltern und Schülern, denn sie sind es, die die Mitteilungen und Verweise schreiben, sie allein verderben den Schülern das sorglose Leben, das Leben ausschließlich nach dem Lustprinzip. Lehrer also als die Verkörperung des Bösen. Du kannst noch so freundlich und hilfsbereit sein, du bist Lehrer und hast somit kein Recht auf faire Behandlung, du darfst beschimpft und beleidigt werden, du als der Verursacher aller Probleme mit denen die Schüler kämpfen, du darfst gnadenlos verletzt werden.

Ein Jahr darauf. Wieder Silvester. Am Neujahrstag eine böse Überraschung: Ein frischer Kratzer an der Seite meines Autos. Mutwillige Sachbeschädigung. Ich war mehr betroffen als wütend. Dieser Kratzer traf mich, mein Inneres. Betroffenheit über das Verhalten der Kinder. Bewusst fremdes Eigentum zu beschädigen, bewusst am Eigentum des Lehrers Gewalt ausüben. Sie wollten mich treffen als Person und sie hatten mich getroffen.

  „Nehmen Sie es nicht persönlich.“ Meine Kollegen

Faschingsdienstag. Wieder ein Knaller im Briefkasten und das Wort „Hure“ auf dem Briefkastendeckel. Persönliche Beleidigung.

  „Ich hasse Sie. Sie sind schuld am Ärger mit meinen Eltern.“ Boris

Wish you were here – Kapitel 6

13 Mittwoch Jan 2016

Posted by josephinesonnenschein in Allgemein, Belletristik, Gedanken, Literatur

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Schlagwörter

Ausdruck, Charakter, Erinnerung, Gedanken, Gefühle, Rettung, Schule

Liebe Leserinnen, lieber Leser, hier veröffentliche ich einzelne Kapitel aus meinem Buch “Wish you were here – Hilferuf einer Lehrerin“.

Kapitel 6 – Rettungsringe

„Wie hältst du das aus in dieser Klasse? Ich beneide dich nicht.“ Sozialpädagoge

Wie eine Ertrinkende griff ich nach allem, was mich über Wasser hielt, klammerte mich an Erinnerungen, hielt mich fest an Dingen, schönen heilsamen Dingen, die ich auf mein Pult stellte, im Raum verteilte, auf die ich blickte, wenn ich nicht mehr weiter wusste.

Die blaue Karte auf dem Pult. Blau die Fischerboote, blau das Wasser und blau gekleidet die Fischer aus der Bretagne. Französische Worte auf der Rückseite. Vor langer Zeit geschriebene Worte von jemandem, der mir mit der Farbe Blau eine Freude machen wollte. Worte aus einer Zeit, in der ich noch an die Möglichkeiten der Lehrer glaubte und daran, den Kindern nahe sein zu können. Worte, die mir jetzt Kraft gaben, die mich stärkten.

Auch die Kinder spürten wie wichtig mir diese Karte war, keiner wagte, sie zu zerstören. Ich sah wohl, dass der eine oder andere die Karte näher besah, aber die französische Schrift schien ihnen Respekt einzuflößen.

Die rosa Azalee auf dem Fensterbrett. Eigens für die Schule gekauft, für mich zum Auftanken. Ich schaute sie gerne an, täglich öffneten sich neue Blüten, auch sie schenkte mir mit ihrer Schönheit Kraft und innere Ruhe.

Der Blick aus dem Fenster. Dichte Laubkronen, Inseln der Entspannung, ab und zu ein springendes Eichhörnchen beobachten, das geschäftige Treiben der Vögel wahrnehmen, Bäume, die sich nicht beeindrucken ließen von dem Lärm, der aus den Fenstern drang. Starke Bäume, Trostspender und Zufluchtsorte für flüchtende Eichhörnchen und fliehende Gedanken.

Musik zum Entspannen. Vor Unterrichtsbeginn Musik erklingen lassen, immer die gleiche, meine Musik, ein Ritual, das mir half meine Anspannung loszulassen.

Meine Rettungsringe entführten mich auf Inseln, enthoben mich dem Zugriff der Schüler und befreiten mich aus der Enge des Klassenzimmers. Auf diesen Inseln war ich in Sicherheit, konnte neue Gedanken fassen und wieder neu beginnen mit dem Versuch, die immer gleichen Ziele zu erreichen: eine Klassengemeinschaft zu entwickeln und auch noch Lehrstoff zu vermitteln.

Wish you were here – Kapitel 5

12 Dienstag Jan 2016

Posted by josephinesonnenschein in Allgemein, Belletristik, Gedanken, Literatur

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Schlagwörter

Ausdruck, Burnout, Charakter, Erfahrung, Erinnerung, Frau, Frauen, Gefühle, Lehrer, Schüler, Schule, Unterricht

Liebe Leserinnen, lieber Leser, hier veröffentliche ich einzelne Kapitel aus meinem Buch “Wish you were here – Hilferuf einer Lehrerin“.

Kapitel 5 – Burnout

Täglich wünschte ich mir ein Ende des Schuljahres herbei. Nur noch ein Schuljahr, dann würde ich in den Genuss eines Sabbatjahres kommen. Täglich stellte ich mir die Frage: „Willst du wirklich Lehrerin sein bzw. bleiben?“ Täglich die Suche nach einer Alternative.

Ausgebrannt. Leben auf Sparflamme. Ohne Energie für den Alltag. Heimkommen nach dem Unterricht, leer und doch gedanken- übervoll, ruhelos und doch erschöpft, müde und doch schlaflos, erleichtert, die Zeit heute überstanden zu haben und doch frustriert, deprimiert beim Gedanken an morgen. Es dauerte oft Stunden, ehe ich mich aufraffen konnte, das Nötigste zu erledigen. Burnout. Ausgesaugt. Eine leere Hülle, eine kranke Hülle, so würde es enden. So durfte es nicht enden.

Burn-out Ursache liegt nicht nur bei den Kindern, sondern auch bei den Lehrern. Der Psychologe Uwe Schaarschmidt spricht vom „Perfektionsstreben“ und „Überengagement“ sowie von der fehlenden „Fähigkeit, sich vom Job zu distanzieren“. Potsdamer Studie 

Burnout-Syndrom. Dieses Ausgebranntsein ist demnach häufig bei Lehrern anzutreffen, die ihre Sache besonders gut machen wollten. War ich zu ehrgeizig oder einfach unfähig?

Die Schüler oder ich? Ich musste mich entscheiden, jetzt, sofort, wollte ich wieder leben können, ohne mich täglich verstellen zu müssen, wollte ich wieder leben und Ich sein dürfen, ohne seelische Verrenkungen, wollte ich nicht ersticken hinter einer übergestülpten Lehrer-Maske, die mich anwiderte: Das war nicht ich.

So entschied ich mich für mich, versuchte Grenzen zu ziehen zwischen dem Schulalltag, und meinem Privatleben, das brach lag, unbestellt wie ein dürrer Acker: Ständig kreisten meine Gedanken um die Schule, sogar aus meinen Träumen konnte ich sie nicht verbannen.

Da begann ich zu lesen, um meinen Gedanken an Schule keinen Raum zu lassen, füllte ich mich mit fremden Gedanken: Kriminalromane, früher nie gelesen, wurden jetzt zu meinem bevorzugten Lesestoff. Obwohl ich Gewalt tief verabscheute, las ich nun – mir selbst unerklärlich – die grausamsten Krimis. Mankells Kommissar Wallander faszinierte mich, nicht wegen der Fälle, sondern wegen seiner Versuche, die Täter zu verstehen bzw. aufzuzeigen, was sie zu Tätern gemacht hatte. Immer noch hoffte ich, eine Lösung für meine Probleme in der Schule zu finden. Irgendwie. Eine Erklärung wenigstens.

Kreativität, das Schaffen von schönen Dingen, das mir in der Schule versagt blieb, wollte ich nun für mich haben. Bleibendes wollte ich erzeugen nach all den fehlgeschlagenen Versuchen, Wissen und Freude am Lernen zu vermitteln. So entdeckte ich die Malerei neu für mich, besuchte Kurse. Malte ich zu Hause, konzentrierte ich mich auf ein Motiv, fanden Gedanken an die Schule keinen Einlass. Ich schaffte mir nach und nach wieder Freiräume, frische Luft und einen Sicherheits-Abstand zur Schule.

Kompromisse waren angesagt: Schütze die Lernwilligen und ermögliche ihnen eine störungsfreie Atmosphäre. Zum Glück stand mir noch ein kleiner selten genutzter Raum zur Verfügung, der sich im selben Stockwerk wie das Klassenzimmer befand. Immer wieder schickte ich die Lernwilligen in dieses Zimmer und ließ sie dort Aufgaben bearbeiten, während ich die Chaoten beaufsichtigte. Dabei vertraute ich auf mein Glück und hoffte, dass nichts passieren würde, wohlwissend, dass ich meine Aufsichtspflicht dabei verletzte. Den teilbaren Lehrer gibt es aber noch nicht, also handelte ich auf Risiko. Ich hoffte, die Gruppe der Lernwilligen auf diese Weise so stärken zu können, dass sich ein Gemeinschaftsgefühl entwickeln würde, das hilfreich wäre bei der Auseinandersetzung mit den Gewalttätigen. Gleichzeitig ging ich davon aus, dass der innere Zusammenhalt der Schüler diese vor Angriffen der anderen schützen könnte.

Die Klasse wurde so in zwei Gruppen getrennt, was sicher ein Nachteil war und pädagogisch eher fragwürdig, das war mir auch klar. Nach all den Fehlversuchen stieß ich jetzt an eine Grenze, und die, das fühlte ich, durfte ich auf keinen Fall überschreiten. Ich musste die Kinder schützen und auch mich.

Die Fähigkeit, mich vom Job zu distanzieren, erprobte ich nach und nach, hatte ich doch einsehen müssen, dass ich allein gegenüber den mannigfaltigen Störungen vieler Schüler wenig ausrichten konnte.

„Haben Sie es schon gehört? Frau Krenz hat vor ihrer Klasse geweint, sie hat echt geheult und ist aus dem Zimmer gerannt.“ Klaus triumphiert während dem Unterricht, mich erwartungsvoll anschauend.

Ich spürte die versteckte Drohung: ‚Wart nur, wir bringen dich auch noch zum Heulen.’

„Ist ihre Klasse nun zufrieden? Sind sie jetzt stolz darauf, den Lehrer zum Weinen gebracht zu haben?“, fragte ich kühl zurück und schwor mir gleichzeitig dabei, vor dieser Klasse nicht zu heulen. Nie. Niemals.

Die Schüler oder ich? Ich musste mich entscheiden, jetzt, sofort, wollte ich wieder leben können, ohne mich täglich verstellen zu müssen, wollte ich wieder leben und Ich sein dürfen, ohne seelische Verrenkungen, wollte ich nicht ersticken hinter einer übergestülpten Lehrer-Maske, die mich anwiderte: Das war nicht ich.

So entschied ich mich für mich, versuchte Grenzen zu ziehen zwischen dem Schulalltag, und meinem Privatleben, das brach lag, unbestellt wie ein dürrer Acker: Ständig kreisten meine Gedanken um die Schule, sogar aus meinen Träumen konnte ich sie nicht verbannen.

Da begann ich zu lesen, um meinen Gedanken an Schule keinen Raum zu lassen, füllte ich mich mit fremden Gedanken: Kriminalromane, früher nie gelesen, wurden jetzt zu meinem bevorzugten Lesestoff. Obwohl ich Gewalt tief verabscheute, las ich nun – mir selbst unerklärlich – die grausamsten Krimis. Mankells Kommissar Wallander faszinierte mich, nicht wegen der Fälle, sondern wegen seiner Versuche, die Täter zu verstehen bzw. aufzuzeigen, was sie zu Tätern gemacht hatte. Immer noch hoffte ich, eine Lösung für meine Probleme in der Schule zu finden. Irgendwie. Eine Erklärung wenigstens.

Kreativität, das Schaffen von schönen Dingen, das mir in der Schule versagt blieb, wollte ich nun für mich haben. Bleibendes wollte ich erzeugen nach all den fehlgeschlagenen Versuchen, Wissen und Freude am Lernen zu vermitteln. So entdeckte ich die Malerei neu für mich, besuchte Kurse. Malte ich zu Hause, konzentrierte ich mich auf ein Motiv, fanden Gedanken an die Schule keinen Einlass. Ich schaffte mir nach und nach wieder Freiräume, frische Luft und einen Sicherheits-Abstand zur Schule.

Kompromisse waren angesagt: Schütze die Lernwilligen und ermögliche ihnen eine störungsfreie Atmosphäre. Zum Glück stand mir noch ein kleiner selten genutzter Raum zur Verfügung, der sich im selben Stockwerk wie das Klassenzimmer befand. Immer wieder schickte ich die Lernwilligen in dieses Zimmer und ließ sie dort Aufgaben bearbeiten, während ich die Chaoten beaufsichtigte. Dabei vertraute ich auf mein Glück und hoffte, dass nichts passieren würde, wohlwissend, dass ich meine Aufsichtspflicht dabei verletzte. Den teilbaren Lehrer gibt es aber noch nicht, also handelte ich auf Risiko. Ich hoffte, die Gruppe der Lernwilligen auf diese Weise so stärken zu können, dass sich ein Gemeinschaftsgefühl entwickeln würde, das hilfreich wäre bei der Auseinandersetzung mit den Gewalttätigen. Gleichzeitig ging ich davon aus, dass der innere Zusammenhalt der Schüler diese vor Angriffen der anderen schützen könnte.

Die Klasse wurde so in zwei Gruppen getrennt, was sicher ein Nachteil war und pädagogisch eher fragwürdig, das war mir auch klar. Nach all den Fehlversuchen stieß ich jetzt an eine Grenze, und die, das fühlte ich, durfte ich auf keinen Fall überschreiten. Ich musste die Kinder schützen und auch mich.

Die Fähigkeit, mich vom Job zu distanzieren, erprobte ich nach und nach, hatte ich doch einsehen müssen, dass ich allein gegenüber den mannigfaltigen Störungen vieler Schüler wenig ausrichten konnte.

„Haben Sie es schon gehört? Frau Krenz hat vor ihrer Klasse geweint, sie hat echt geheult und ist aus dem Zimmer gerannt.“ Klaus triumphiert während dem Unterricht, mich erwartungsvoll anschauend.

Ich spürte die versteckte Drohung: ‚Wart nur, wir bringen dich auch noch zum Heulen.’

„Ist ihre Klasse nun zufrieden? Sind sie jetzt stolz darauf, den Lehrer zum Weinen gebracht zu haben?“, fragte ich kühl zurück und schwor mir gleichzeitig dabei, vor dieser Klasse nicht zu heulen. Nie. Niemals.

Selbst-Schutz

Morgens

Fertig zum Geh’n

Vor dem Spiegel steh’n

Und täglich prüfen,

ob die Angst auch wirklich tief verborgen bleibt,

der Blick auch kalt und abweisend genug ist

und der Mund so fest geschlossen, dass kein Schrei entweicht.

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