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Josephine Sonnenschein – Kurzgeschichten, Gedichte, Bilder

Josephine Sonnenschein – Kurzgeschichten, Gedichte, Bilder

Schlagwort-Archiv: Kurzgeschichte

Wish you were here – Kapitel 2

09 Samstag Jan 2016

Posted by josephinesonnenschein in Allgemein, Belletristik, Gedanken, Kunst, Kurzgeschichte, Literatur

≈ Ein Kommentar

Schlagwörter

Ausdruck, Charakter, Erfahrung, Erinnerung, Gedanken, Gefühle, Kurzgeschichte, Lehrer, Lehrerin, Mobbing, Schüler, Schule, Sozialpädagoge

Liebe Leserinnen, lieber Leser, hier veröffentliche ich einzelne Kapitel aus meinem Buch “Wish you were here – Hilferuf einer Lehrerin“.

Kapitel 2 – Die Situation

Ich haste den dunklen Gang entlang und spüre wieder dieses bleierne Gefühl des Ausgeliefertseins, das mich beinahe zwei Jahre lang lähmte und an meiner Arbeit verzweifeln ließ.

Heute ist vieles anders. Ich kann endlich wieder gehen ohne zu humpeln, Schmerzen im Bein spüre ich nur noch selten, die

flammend rote Narbe unter dem linken Auge beginnt zögernd zu verblassen und wird mit der Zeit ganz verschwinden, so sagen die Ärzte tröstend. Ja, ich hatte wirklich Glück gehabt, das stimmt. Aber ich reagiere immer noch in gewissen Situationen wie damals, muss mir jedes Mal bewusst machen, „das“ ist vorbei, aber ich weiß auch, „das“ kann jederzeit wieder kommen. „Das“, damit ist die Situation eines Lehrers gemeint, der hilflos wie ich vor seiner Klasse steht und nicht fähig ist, seine Funktion auszuüben.

Wish you were here. Wie oft habe ich gewünscht von anderen verstanden zu werden, mit Kollegen darüber sprechen zu können ohne gleich als Versagerin abgestempelt zu werden.

Du, der Sozialpädagoge, wurdest mir als Hilfe angeboten, wohl in erster Linie darum, weil es sich gut machte an einer Schule ein Projekt mit dem Thema „Toleranz“ durchzuführen. Ich nahm das Angebot an, weil ich wollte, dass andere, die nicht in der Lehrerolle steckten, dieses Empfinden mit mir teilen sollten und vielleicht konnte ich ja von ihnen lernen, es besser zu machen. Du sagtest selbst, dein Vorteil mir gegenüber sei, nicht Lehrer zu sein und wieder gehen zu können. Wie oft hatte ich mir das gewünscht: einfach gehen zu können, das Klassenzimmer zu verlassen.

Ich genoss es, wenn du und deine Kollegin mit der Klasse arbeiteten und ich zusehen und beobachten konnte, ohne handeln zu müssen, obwohl es mir manchmal sehr schwer fiel, nicht einzugreifen, das musste ich zugeben.

Zu wenig Zeit hattest leider auch du. Nur kurz konnten wir über die Kinder sprechen, immer in Eile blieb nicht viel Zeit zu ausführlichen Gesprächen. Allerdings wurde mir bald klar, auch du hattest zu kämpfen mit dieser Klasse, aber wie gesagt, du gingst wieder.

Zurück blieb ich mit meiner Wut, meiner aufkeimenden Aggression einzelnen Schülern gegenüber und meiner Hilflosigkeit. Ich war unfähig, diese Kinder irgendwo in der Seele berühren zu können, ihre eiskalte Fassade zu durchbrechen.

Manche hätte ich gerne festgehalten, kräftig geschüttelt bis ihre harte Schale zu bröckeln begann und andere dagegen am liebsten getröstet und im Arm gehalten. „Fassen Sie mich nicht an.“ Dieser Befehl aus Kindermund verfolgte mich.

Eine Mathematikstunde. Klaus streikt. Höhnisch grinsend verweigert er seine Mitarbeit. „Ich brauche gar nichts tun. Meine Mutter kann mir das besser erklären.“ Provokativ schneidet er mir Grimassen, die Lacher sind auf seiner Seite. Ich spüre langsam die Wut in mir aufsteigen, die Ohnmacht sich ausbreiten und einen grenzenlosen Hass auf dieses Kind, das all meine Pläne zunichte macht. Ich weiß nicht, was ich ihm getan habe. Wen sieht es in mir? Ich kann Klaus nicht länger ertragen. „Geh vor die Tür.“ Er bleibt sitzen, spöttisch lächelnd. In wenigen Schritten bin ich bei ihm, schleudere ihn vom Stuhl – „Fassen Sie mich nicht an.“ – und schlage ihm meine Hand klatschend ins Gesicht, links, rechts, links, rechts, rasend vor Wut. „Nun geh und beschwer dich.“  Bedrohliches Schweigen breitet sich im Klassenzimmer aus. Schrill  zerreißt der Gong plötzlich die jähe Stille.  

Ich wachte auf, stellte den Wecker ab und fürchtete mich vor meiner eigenen in mir schwelenden Aggression. Ein rumorender Vulkan vor dem Ausbruch. Von nun an begleitete mich die Angst auszurasten, wirklich einmal die Beherrschung zu verlieren und in eines dieser Gesichter, die mich so höhnisch und provozierend angrinsten in dem Wissen, die schlägt nicht, die wagt es nicht, die darf das nicht,  brutal hineinzuschlagen.

*

Von meinem Chef, unserem neuen Schulleiter erhielt ich ein weiteres Hilfsangebot: In der Lehrerkonferenz wurde beschlossen, dass ich die schwierigsten  Schüler aus dem Unterricht in der Klasse ausschließen durfte, d.h. sie mussten eine bestimmte  Zeit lang in eine andere Klasse gehen. Die Entscheidung musste ich treffen. Was als Erleichterung beabsichtigt war, entpuppte sich als Bumerang: Die ausgeschlossenen Schüler steigerten ihre Aggressionen mir gegenüber, denn ihrer Ansicht nach trug nur ich die Schuld an ihrem Verhalten, sie waren auch der falschen Meinung, sie könnten nur einmal ausgeschlossen werden und nach ihrer Rückkehr in die Klasse benahmen sie sich entsprechend aufsässig.

Boris schaukelt auf dem Stuhl, steckt sich Stifte in die Nase.

Gökhan rennt im Klassenzimmer umher, reißt die Fenster auf, spuckt hinaus, spielt mit dem Lichtschalter, knipst das Licht an und aus, immer wieder, möchte mehrmals hintereinander auf die Toilette, beschwert sich lautstark, weil ich ihn nicht gehen lasse.

*

Einzig wohltuend waren die Stunden, in denen ich unterrichten konnte, während einige Störenfriede ausgeschlossen blieben. Ein Aufatmen ging dann durch die Klasse. So sollte es immer sein, was natürlich eine Illusion war. So blieb es natürlich nicht. Der Ausschluss aus der Klasse führte bei keinem der Betroffenen zu der erwünschten Einsicht über sein Verhalten.

„Fehlendes Unrechtbewusstsein? Seelisch verhungert? Mangelerscheinungen an Gefühlen? Unfähigkeit zu sozialem Verhalten? Spielball ihrer Lust? Unfähigkeit Grenzen zu erkennen und zu akzeptieren?“ Immer wieder vergebliche Versuche das unfassbare Verhalten vieler Schüler meiner Klasse in Worte zu fassen, Erklärungen zu finden.

Nicht nur ich als Klassenlehrerin, sondern auch andere Fachkollegen standen fassungslos vor diesen Kindern, die nichts schreckte oder überzeugte: stichhaltige Argumente, vernünftige Erklärungen über das Warum und Wieso von gewissen Regeln verpufften, prasselten bei vielen ab. Vom Lehrer erteilte Anordnungen wurden einfach nicht ausgeführt, wurden verweigert mit unvorstellbarer Selbstverständlichkeit. 

„Das mache ich nicht. Sie können mich mal. Halten Sie die Fresse.“ Manuel 

*

„Kommen Sie, wenn Sie Hilfe brauchen.“ Ein Angebot meines neuen Chefs, von dem ich mich in der ersten Zeit verstanden fühlte. Hieß es am Anfang noch „Es liegt nicht an Ihnen.“, klang es später doch ganz anders. Zu spät wurde mir bewusst, dass mein Chef nicht wirklich an meiner persönlichen Lage Interesse zeigte, sondern vor allem an der Darstellung seiner schulleiterlichen Fähigkeiten in der Öffentlichkeit. Zu tief steckte ich da schon im Sumpf der täglichen Gehässigkeiten, die mir wie faule Luft entgegenschlugen, sobald ich das Klassenzimmer betrat. Zu spät erkannte ich die wahren Absichten.

 

Versuch einer Erklärung

12 Dienstag Mai 2015

Posted by josephinesonnenschein in Belletristik, Gedanken, Gedicht, Kurzgeschichte, Literatur, Lyrik

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Schlagwörter

Droge, Drogen, Erinnerung, Erklärung, Foto, Freundschaft, Gedanken, Gedicht, Gefühle, Krankenhaus, Kritik, Kurzgeschichte, Kurzgeschichten, Lyrik, Psychologie, Rauschgift, Rauschmittel, Sinnlosigkeit, Sinnsuche, Tod, Vorstellungen

VersucheinerErklärung_sm

Kommen Sie ruhig näher und setzen Sie sich hier auf den Stuhl. Ich kann nur leise sprechen, das hat man Ihnen sicher schon gesagt. Sind Sie erstaunt über mein Aussehen? Doch, ich merke es Ihnen deutlich an, nein, versuchen Sie nicht dagegen zu reden. Wahrscheinlich habe ich Sie durch mein Äußeres erschreckt, aber ich habe keinen Spiegel und es interessiert mich auch nicht wie ich aussehe. Wozu auch, mir ist alles so gleichgültig. Am liebsten würde ich schlafen, schlafen, Tag und Nacht und irgendwann möchte ich erwachen und merken, dass alles nur ein schrecklicher Traum war.

Aber Sie wollen mit mir reden, keine Angst, ich werde mich bemühen, Ihre Fragen zu beantworten, so gut ich kann. Fangen Sie also an, ehe ich zu müde werde.

Sie wollen wissen, ob es Absicht war, was sich an jenem Abend ereignet hat? Darauf kann ich keine Antwort geben, noch nicht, denn ich bin mir selbst darüber nicht im Klaren. Vielleicht interessiert es Sie, mehr über diesen Tag zu erfahren, Sie könnten sich dann selbst Ihre Meinung bilden. Ja? Es ist eigenartig, aber irgendwie vertraue ich Ihnen. Bei allen anderen habe ich mich geweigert darüber zu sprechen. Aber ich spüre, dass ich endlich reden muss, um nicht daran zu ersticken. Bitte hören Sie nur zu und geben Sie keine Kommentare ab, schreiben Sie auch nichts mit, sonst könnte ich nicht sprechen. Sie sind einverstanden? Gut. Ich nehme an, man hat Ihnen schon eine Menge über mich erzählt und Sie haben eine gewisse Vorstellung von mir. Sicher wissen Sie noch nicht wie ich ihn kennen gelernt habe.

Ich arbeitete als Verkäuferin in einem Hosengeschäft, probeweise. Was ich später machen sollte, wusste ich damals nicht. Meine Eltern erwarteten, dass ich mich um eine gute Ausbildung bemühen werde, aber ich wollte mir dazu Zeit lassen. Kurz vor Ladenschluss sah ich ihn zum ersten Mal. Mein erster Eindruck? Ich hielt ihn für eingebildet, gut aussehend, ja, aber zu arrogant. Er sah sich im Laden um, betont lässig, ohne etwas zu kaufen. Wenige Tage darauf, stand er wieder im Laden und wollte von mir beraten werden. Ich versuchte, ihn so freundlich wie die anderen Kunden auch zu behandeln. Er fand nichts Passendes. Eine Woche lang erschien er jeden Tag und allmählich schwand mein innerer Widerstand und ich willigte ein, eines Abends, mich mit ihm zu treffen. Ich war fest entschlossen, ihm gegenüber vorsichtig zu sein. Abwarten wollte ich, wie er sich verhalten würde. Aber schneller als erwartet hatte er mich von sich überzeugt. Da fällt mir ein wie er mir eine Rose schenkte, die er zuvor hastig von einem blühenden Strauch abgerissen hatte, zufällig hatte ich ihn dabei beobachtet. Verlegen lächelnd schleuderte er die Rose über den Ladentisch in meine Hände. Überrascht hielt ich die zarte Blüte fest und atmete ihren zarten Duft ein, glücklich. Jetzt denke ich, vielleicht war alles Berechnung und ich war zu leichtgläubig. Es gab immer wieder Momente, in denen ich mich von ihm abgestoßen fühlte, von seiner kalten Sprache, seiner Verachtung anderen gegenüber. Nach und nach erfuhr ich mehr von ihm und begann langsam zu begreifen, ein bisschen wenigstens wie er so geworden war.

Ich wohnte noch bei meinen Eltern und er bei seiner alleinstehenden Mutter. Wo also konnten wir uns treffen außer in Cafes und später dann in üblen Kneipen, in denen er mit abstoßenden Leuten bekannt war, denen ich zunächst am liebsten aus dem Weg gegangen wäre. Immer wieder überfiel mich Furcht vor meinem eigenen Verhalten. Wie konnte es geschehen, dass ich innerhalb kürzester Zeit in Kneipen verkehrte, in die ich mich vorher nie gewagt hätte? Ich verstand mich selbst nicht. Meine Eltern hatten wohl auch Angst vor meiner Veränderung. Sie drängten mich, diese unglückliche Freundschaft wie sie es nannten, aufzugeben. Aber da war es schon zu spät. Ich konnte nicht mehr zurück, obwohl ich es damals gerne gewollt hätte.

Ob ich wusste, dass er verheiratet gewesen war? Ja, irgendwann hatte er darüber geredet, nicht viel, aber ich spürte, das hatte er nicht verkraftet, dass seine Frau die Scheidung gewollt hatte. Nein, Gründe nannte er mir nicht. Sie scheinen darüber mehr zu wissen als ich? Sie schweigen. Mir wurde selbst bald klar, warum ihn seine Frau verlassen hatte. Sie musste es tun, um sich zu retten, sonst wäre es ihr ergangen wie mir. Sie verstehen nicht, wie ich das meine? Seit er arbeitslos war, hatte er angefangen erste Erfahrungen mit Drogen zu machen und wie es dann weiterging, haben Sie sicher schon lange in Erfahrung gebracht, nehme ich an. Nein? Er konnte bald nicht mehr ohne Drogen leben. Er träumte davon, sich große Mengen zu beschaffen, um möglichst lange in seiner neu entdeckten Welt leben zu können, frei von aller Verantwortung und den Erwartungen der Gesellschaft. Sein Ziel war, tun und lassen zu können, was er wollte und wann er es wollte.

Sie meinen, das sei die Welt eines Kleinkindes. Ja, gerade das dachte ich auch manchmal. Die Droge als Schnuller sozusagen, der pure Zufriedenheit und Lustgewinn garantierte sobald ihn das Baby im Mund hatte. Flucht nach rückwärts, um sich allen Anforderungen zu entziehen.

Aber er war kein Kind mehr, aber auch nicht erwachsen, trotz seiner herausgeputzten Männlichkeit, die er gerne zur Schau stellte durch seine auffällige Kleidung, mit denen er seine Muskeln betonte. Hinter seinem unnahbaren Verhalten verbarg sich, gut getarnt, einsame Schwäche.

Bis heute verstehe ich nicht wie es passieren konnte, dass auch ich Erfahrungen mit Rauschgift machte. Lange habe ich mich geweigert, hartnäckig. Ich könnte auch ohne dieses Zeug leben, habe ich verzweifelt geschrien, wenn er immer wieder darauf bestand, dass ich mit ihm in seine verrückte Welt flüchten sollte, um dort frei zu sein. An Trennung dachte ich oft in dieser Zeit. Längst war ich abhängig von ihm und bald würde ich es auch von Drogen sein. Was also hinderte mich an einer endgültigen Trennung von ihm? Angst, ich hatte einfach Angst vor dem Alleinsein. Irgendwie hoffte ich wohl  immer noch durch meine Zuneigung einen gewissen Einfluss auf sein Leben, das in eine Sackgasse geraten war, nehmen zu können. Ich hatte damals keine Ahnung wie aussichtslos es war, ihn aus dieser Sackgasse zurückholen zu wollen. Allein, ohne fremde Hilfe wäre das unmöglich gewesen, teilten mir die Ärzte später mit.

Wie ich es empfunden habe, abhängig von Drogen zu sein? Das ist schwer zu beschreiben. Vielleicht wie die Fahrt mit einem Ballon. Man hebt lautlos und langsam ab, lässt alles Unangenehme wie Ballast unter sich. Mit dem unaufhörlichen Höhersteigen verkleinern sich automatisch alle Probleme, werden beinahe unsichtbar. Die Landung erfolgt dagegen oft sehr unsanft. Du wachst auf und alles ist wieder sichtbar, deutlicher und erdrückender als zuvor. Unlösbar all deine Probleme und du hast nur den einzigen Wunsch, wieder zu starten, um abzuheben, höher als beim letzten Mal.

Die Zeit drängt, ich weiß. Warten Sie noch ein bisschen, bitte. Sie sind wirklich nicht ungeduldig? Ich glaube Ihnen. Alle anderen, die kamen, um mich zu befragen, hatten keine Geduld mit mir. Da hatte ich beschlossen, mich nicht ansprechbar zu zeigen. Regungslos, schweigend lag ich im Bett, ohne sie zu beachten.

Verärgert mussten sie schließlich wieder gehen. Tagelang versuchten sie, mir eine Antwort zu entlocken, aber ich weigerte mich. Eine Schwester, die echte Anteilnahme an mir zeigte, kam mir dabei zu Hilfe. Stets betrat sie wenige Minuten nach dem Besuch der Herren, zwei in Uni­form und zwei in Zivil, das Zimmer, um an meiner Infusion eine Änderung vorzunehmen und so einen Grund zu finden, die strengen Herren zu verabschieden und sie auf die nächsten Tage zu vertrösten.

Ich bin froh, dass heute Sie gekommen sind. Wer kam auf die Idee, die Polizei aus dem Spiel zu lassen? Die freundliche Schwester? Ja, das habe ich fast vermutet. Aber zurück zu Ihrer Frage. Absicht oder nicht? Hören Sie bitte weiter zu.

An jenem Tag genossen wir mit Freunden das herrliche Wetter und die Aussicht auf ein verlängertes Wochenende. Schon am frühen Nachmittag lagerten wir an einem See. Wir grillten, tranken, badeten und waren sehr ausgelassen, zum Ärger der anderen Bade­gäste, die mit Unverständnis darauf reagierten und uns empört beschimpften. An diesem Tag hatte ich den Entschluss gefasst, ihn zu verlassen. Heute noch, nur heute noch mache ich mit, dann werde ich ihm mitteilen, dass ich aussteigen werde aus diesem Milieu und auch aus unserer Beziehung. Aussteigen wie aus einem parkenden Auto, Tür auf, danke fürs Mitnehmen, die Fahrt war angenehm, aber ich muss nun in eine andere Richtung, Tür zu. Auf Wiedersehen. So wollte ich es machen. Nächtelang hatte ich gegrübelt und mit mir verzweifelt gekämpft. Letzte Chance, sagte ich mir und dachte dabei an seine geschiedene Frau, die es gerade noch rechtzeitig geschafft hatte, abzuspringen.

Wie gesagt, die Stimmung in der Gruppe war ausgelassen. Ich versuchte, ein letztes Mal noch unbeschwert dabei zu sein. Am Abend war ich mit ihm allein, in seinem Zimmer. Innerlich bereitete ich mich darauf vor, auszusteigen, ihm die Wahrheit zu sagen, ehrlich und schonungslos. Minute um Minute zögerte ich. Es lag vielleicht daran, dass er unerwartet seine harte Schale ablegte und ich ihm näher war als je zuvor. Er erinnerte mich an eine Zwiebel. Entfernt man ihre Schalen, eine nach der anderen, rückt man dem Herzen näher, aber immer leichter muss man dabei weinen. So empfand ich sein Entblättern, gefühlsmäßig meine ich, wenn Sie das verstehen können. Deutlich spürte ich, dass seine Arroganz verschwunden war und ich mich seinem Innersten näherte. Seine überraschende Zärtlichkeit verwirrte mich. Warum war er vorher selten so gewesen? Er hielt mich fest, aber sanft und ich legte meinen Kopf an seine Schulter, atmete seinen Geruch ein, spürte seine Hand warm auf meinem Haar, fühlte mich geborgen. Ich brachte es nicht fertig, ihm meinen Entschluss mitzuteilen und so stieg ich nicht aus, denn ich saß im fahrenden Auto und wagte nicht, die Tür zu öffnen und mich hinausfallen zu lassen. Hätte ich es getan, wenigstens versucht. Vielleicht hätte er das Auto, Sie ahnen, was ich damit meine, angehalten, um mich aussteigen zu lassen, gefahrlos.

Diesen letzten Abend, von dem ich noch nicht wusste, dass es sein letzter werden würde, wollte ich also nicht verderben und schob die Aussprache mit ihm auf.

Er, der immer der Starke war, wirkte auf einmal so liebesbedürftig, brachte mich immer wieder ins Schwanken. Er hätte wunderbare Tabletten von seinem Freund, schwärmte er mir vor. Mit deren Hilfe könnten wir beide ein unvorstellbares Erlebnis in einer Phan­tasiewelt haben. Nein, sagte ich wiederholt. Zum Schluss aber trank ich gleichzeitig mit ihm das Glas Cola mit den aufgelösten Tabletten. Ach, es war ein verrückter Abend.

Aus dem Radio tönte leise Musik und wir ließen uns auf sein Bett sinken, eng aneinan­dergeschmiegt. Ich schloss die Augen, spürte die Wärme seiner nackten Haut auf meiner Haut und begann langsam in einen Schlaf zu fallen, traumlos, aber unendlich tief, immer tiefer und tiefer, ohne je irgendwo anzukommen. Wie lange dieses Fallen in eine künstlich erzeugte Welt dauerte, ich habe keine Ahnung. Aber der Aufschlag kam, grausam hart.

Als ich erwachte, war ich geblendet von der unerwarteten Helligkeit. Weißgekleidete Gestalten umgaben mich mit besorgten Gesichtern. Meine Hand suchte ihn, aber sein warmer Körper war nicht neben mir, er war schon lange kalt, aber noch wusste ich es nicht. Ich wollte fragen, was passiert sei, aber meine Stimme versagte. Nur allmählich konnte ich klare Gedanken fassen, auftauchen aus diesen Nebeln von Ahnungen, die mich umgaben und zur Unfähigkeit verdammten. Von weit her drangen beruhigende Worte und eine schmerzende Müdigkeit überfiel mich anfallsartig. Stunden später sprachen sie mit mir, erklärten, sie hätten meinen Magen auspumpen müssen, um mich zu retten. Retten wozu und vor was? Diese Frage quälte mich ständig. Aber die Ärzte hatten ihre Pflicht getan, mir das Leben gerettet und nun ließen sie mich allein mit der verdammten Erkenntnis, dass es ihn nicht mehr gab, nie mehr geben würde. Ob man mir gleich die Wahrheit gesagt hat? Nein, natürlich nicht, erst nach Tagen, als sie glaubten, ich könne sie schon verkraften. Sie versuchten mir in zunächst unverständlichen Worten beizubringen, dass sie auch bei ihm alles versucht hätten, aber zu spät gekommen seien. Es dauerte lange, bis ich begriff, was diese Worte wirklich bedeuteten. Oft denke ich, bis heute habe ich sie nicht richtig verstanden. Gerne hätte ich ihn noch einmal gesehen. Aber man erzählte mir, ich sei tagelang immer wieder in Bewusstlosigkeit gefallen und daher nicht sei es nicht möglich gewesen.

Sie schweigen. Habe ich genug gesagt? Ich sehe Ihnen an, dass Sie sich wundern über mich. Vermutlich denken Sie, ich sei abgestumpft. Aber nein, das darf ich von Ihnen nicht behaupten, ich weiß. Sie meinen, ich sei verzweifelt und leide unter Selbst­vorwürfen. Das hat noch keiner vor Ihnen gedacht, vielleicht haben Sie recht. Irgendetwas in mir ist gestorben, mit ihm, ein wichtiger Teil in mir ist tot, gefühllos. Ich spüre meinen Magen, der sich verkrampft, spüre meinen Kopf, der schmerzt, aber mein Herz spüre ich nicht, nicht mehr. Das macht mir Angst vor dem Weiterleben, nicht tot und nicht lebendig. Die Ärzte nennen meinen Zustand „Schock“ und meinen, es werde bald wieder aufwärts gehen mit mir. Sie nicken zustimmend. Glauben Sie den Ärzten? Ja, vielleicht macht es ein wenig Hoffnung, die Aussicht auf Besserung.

Darf ich Ihnen zum Schluss noch ein paar Fragen stellen? Was wäre wohl passiert, wenn ich ihm meinen Entschluss an jenem Abend mitgeteilt hätte? Wissen Sie, darüber denke ich stundenlang nach. Hätte ich das Unglück dadurch verhindern können? Und nun zurück zu Ihrer Frage, die auch meine ist, war es Absicht?

Wir beide können keine dieser Fragen zufriedenstellend beantworten, keine einzige. Sie haben recht, es ist sinnlos, darauf Energie zu verschwenden. Sinnlos, so sinnlos wie mein Leben mir jetzt erscheint. Sie sagen nein? Darüber müssen wir uns noch unter­halten, aber nicht sofort, denn ich spüre wie mich diese Müdigkeit wieder überfällt. Was ich mir wünsche, wollen Sie wissen. Ich habe nur einen Wunsch. Weinen, um wieder ganz lebendig zu werden. Weinen war mir unmöglich seit ich hier aufgewacht bin, gerettet sozusagen. Ich sehne mich danach zu weinen wie ein Kind, hemmungslos. Ein dummer Wunsch, nicht wahr? Nein, Sie lächeln zum ersten Mal. Was ist wohl wichtiger zu weinen oder zu lachen? Beides. Nun müssen Sie gehen, ich weiß. Vielen Dank für das Taschentuch, aber warum legen Sie es auf mein Bett? Weil ich weine, sagen Sie.

Beinah

08 Freitag Mai 2015

Posted by josephinesonnenschein in Belletristik, Gedanken, Kurzgeschichte, Literatur

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Beinah, Erinnerung, Foto, Freundschaft, Gedanken, Gefühle, Kurzgeschichte, Kurzgeschichten, Psychologie, Tod, Trauer, Vorstellungen

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Gestern hielt ich den Hörer schon in der Hand, hatte dein Bild schon vor meinen Augen, deine Stimme im Ohr, da fiel mein Blick auf das abgegriffene zerknitterte Stückchen Papier mit deiner Adresse, da wusste ich es wieder, du warst  längst nicht mehr zu erreichen. Wie hatte ich es vergessen können? Einem Wolkenbruch gleich überströmten mich Gedanken, die so oft gedacht, irgendwo abgelegt, stets griffbereit waren. Dein Bild stand klar vor mir, zersprühend in viele Einzelbilder, jedes von besonderer Bedeutung für mich, habe ich doch nur diese Bilder von dir. Du wirst es kaum glauben, aber ich habe sie geordnet, jedes hat seinen eigenen Wert für mich. Jetzt wirst du laut lachen, wie gerne würde ich dich hören, aber ich kenne deine neue Adresse nicht.

Mein Lieblingsbild hättest du wohl gerne gewusst? Du sitzt  in einem Garten, in dem es wuchert und wächst, grün und lebendig, angehaucht schon vom Modergeruch des Herbstes, du sitzt auf einem wackligen Stuhl unter dem grünen Dach von Bäumen durch dessen lecke Stellen das Sonnenlicht warm herabtropft. Das Buch, das du damals gelesen hast, kenne ich inzwischen auch, aber es blieb uns nicht genügend Zeit, darüber zu reden. Es blieb überhaupt wenig Zeit. Irgendwo sind wir uns begegnet, an einer Wegkreuzung. Keine von uns ahnte, wo die andere herkam, wohin sie wollte. Ein kleines Stück gingen wir gemeinsam, so zufällig eben, wie zwei sich treffen, die den gleichen Weg haben, ein kurzes Stück weit. Nur wenig Annäherung war möglich,  eine gewisse Fremdheit blieb, Verlegenheit oder Unsicherheit. Obwohl ich schon dachte, ich hätte dich aus den Augen verloren, tauchtest du immer wieder auf, gingst neben mir, wurdest jedes Mal vertrauter, lebendiger.

Da gibt es noch ein Sommerbild von dir. Beim Baden traf ich dich, wie du der Hitze ausgewichen bist und dich unter den Schatten der Bäume gesetzt hattest, ein weißer Fleck warst du, sommerhell leuchtete dein langes Kleid. Wieder hattest du ein Buch in der Hand, als du grüßend die Hand gehoben hast. Gerne wäre ich wieder umgekehrt, hätte mich zu dir gesetzt, wagte es aber nicht.

Erinnerst du dich an die Steine, die wir ein anderes Mal so ganz nebenbei, am Wasser sitzend aus unseren Händen fallen ließen, spielerisch? Du erzähltest von dir, und ich bemerkte mit heimlicher Genugtuung, dass zwei unserer Steine dicht nebeneinander ins Wasser getaucht waren, und die sich weich ausbreitenden Kreiswellen sich unablässig näherten und sich für Momente überschnitten, weit in den Bereich des anderen vorstoßend. Du hattest es auch bemerkt und kurz schauten wir uns an, ehe du, den nächsten Stein schon in der Hand rollend, weiter erzähltest.

Wir kamen uns näher mit jeder Begegnung. Du bist viele Wege vor mir gegangen, bittere und unbequeme, aber auch Wege, die dir Mut gaben, nicht stehen­ zu bleiben. Du hast nicht nur die einfachsten Wege gewählt, nicht die kürzesten. Den Hindernissen bist du nicht ausgewichen, du hast dich ihnen gestellt, wurdest dabei auch verletzt. Allmählich  erst wurde mir klar, wie tief die Wunden waren, die man dir geschlagen hat. Einziger Schutz für dich: verstecken, verbergen. Die Maske, die den anderen nichts von dir verrät, dein Lachen, laut, unbekümmert mit einer winzigen Nuance Verzweiflung, manchmal. Du lebst so wie ich es mir oft wünschte, ein altes Haus, verträumter Garten, in allem ein bisschen anders. Aber ich spürte: irgendwie warst du nicht so zufrieden, wie ich es mir erhofft hätte an deiner Stelle. Heute ist mir klar, dass es wohl unmöglich ist, sich in gesicherter Situation, in deine Lage zu versetzen. Und du, du wolltest nicht, dass ich bemerkte, wie deine Existenz manchmal wirklich bedroht war, unsicher fast immer. Du kämpftest ja gerade um eine Entscheidung für die Zukunft: Sollte dein Studium tatsächlich umsonst gewesen sein? All die Zeit und Energie, die du dafür aufgebracht hast, vergebens? Du hattest zu dieser Zeit wenig Gelegenheit zum Lachen, und trotzdem hast du gelacht, laut wie so oft.

Ich habe dich damals bewundert. Du hast dich entschieden gegen die Meinung so vieler, du hast für dich entschieden, mutig auf mögliche Sicherheiten verzichtend. Du warst bereit, unbekannte Wege zu gehen, dich auf Neues einzulassen, um deinen Lebensunterhalt sichern zu können. Du brauchtest einen langen Atem, erst in einigen Jahren würde dein Ziel erreicht sein, auch das wusstest du.

Lange habe ich überlegt, wie ich entschieden hätte, letztlich vielleicht doch mehr für die sofortige Sicherheit, das heißt auch gleichzeitig für Langeweile, Monotonie. Dein Leben erschien mir aufregender, lebendiger, bunter als meines. Neben dir wirkte ich fad und farblos. Wer war ich schon? Sicherer Beruf, alles bisher geradlinig verlaufen, einfache saubere Wege gegangen, alles geregelt, gesichert und doch – glücklich nicht, aber wer ist schon glücklich? Ich hätte zu gerne gewusst, was du von mir dachtest, aber um ehrliche Antworten auf solche Fragen zu bekommen waren wir noch zu weit entfernt voneinander. Spürte ich doch manchmal den Abstand sich verringern, ein winziger Schritt hätte genügt, und wir wären uns nah gewesen. Doch die Zeit rannte uns davon und wir durften diesen einen Schritt nicht tun, der mir so viel bedeutet hätte.

Ein letztes Bild habe ich noch von dir, eines von deinem letzten Fest. Wir wollten uns in zwei Wochen wiedersehen, dir ging es gut, ich fühlte es und war froh mit dir. Wir trafen uns früher, unbeabsichtigt, und ob du mich noch sehen konntest unter all jenen, die gekommen waren, um dir Lebewohl zu sagen, ich weiß es nicht. Wieder bist du einen unbequemen Weg vor mir gegangen, wieder anders als andere, mitten aus einem Fest heraus. Wie sehr hoffe ich, dass du wenigstens glücklich warst, ehe du so plötzlich und vollkommen unerwartet den Weg aus dem Leben gingst, ihn unfreiwillig gehen musstest, ungefragt.

Ich weiß nicht mehr, welchem Zufall  ich es verdanke, dass wir uns begegnet sind, aber noch fühle ich deine Nähe in gewissen Augenblicken, an bestimmten Orten, die für immer die Rahmen für dein Bild sein werden. Noch heute würde ich dich am liebsten anrufen, um deine Stimme noch einmal zu hören. Vergeblich: Kein Anschluss mehr möglich. Aber  was ich dir in stummen Selbstgesprächen  berichte, –  du  weißt es, davon bin ich überzeugt.

Abschied

03 Sonntag Mai 2015

Posted by josephinesonnenschein in Belletristik, Gedanken, Kurzgeschichte, Literatur

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Erinnerung, Gedanken, Gefühle, Kurzgeschichte, Kurzgeschichten, Psychologie, Tod, Trauer

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Die Krankenschwestern hatten sich in das Stationszimmer zurückgezogen und saßen gerade beim Frühstück. Bitte nur in dringenden Fällen stören! las ich auf dem Schild, das an der Tür hing. War ich ein dringender Fall? Davon war ich fest überzeugt, trotzdem lag mir die Angst im Magen und am liebsten hätte ich eine Toilette aufgesucht, als ich spürte wie sich diese Angst in meinem Unterleib ausbreitete. Es musste sein, dass ich klopfte und ich überwand meine Hemmung zu stören und öffnete die Tür, einen spaltbreit nur.

Eine der Schwestern erhob sich sofort und kam auf mich zu. Höflich fragte sie mich, was ich wollte. Meine Stimme zitterte, als ich ihr meinen Wunsch mitteilte, aber ich war fest entschlossen, mich nicht abweisen zu lassen.

Sie schaute mich prüfend an und sagte, dass gerade eben Besucher hier gewesen wären. Eben deshalb, schoss es mir durch den Kopf, deshalb durfte ich jetzt nicht umkehren. Ich hatte meiner Familie versprochen zu kommen und nun war ich hier, verspätet zwar, aber entschlossen zu bleiben.

Ich entschuldigte mich dafür, dass ihre Pause nun zum zweitenmal unterbrochen wurde. Gleichzeitig ärgerte ich mich darüber, mich ständig zu entschuldigen, obwohl oft kein Grund dazu vorlag. Die Schwester war noch sehr jung und sie strahlte eine unerschütterliche Ruhe aus, die mich ein bisschen tröstete und meine Sympathie für diese Schwester weckte. Sie nickte, holte sich einen dicken Schlüsselbund und forderte mich auf, ihr zu folgen. Schweigend betraten wir den Aufzug, der tief in den Keller führte. Mich fröstelte. Unheimlich ruhig war hier alles, kein Mensch außer der Schwester und mir. Mein Bauch schmerzte unangenehm. Verdammte Angst klammerte sich darin fest. Endlich blieb die Schwester vor einer Tür stehen, schloss auf und bat mich vorher noch zu warten, einen Augenblick nur. Gleich ist es soweit, meine Gedanken schweiften ab. Ich kannte diese Reaktion schon lange. Wenn ich Angst hatte, versuchte ich mich abzulenken. Mich störte es sehr, dass die Schwester dabei war. Ich wäre gerne allein gewesen, ganz allein, nur du und ich. Die Schwester gab die Tür frei und deutete auf das erste Bett. Mit schwachen Beinen trat ich in einen Raum, in dem ungefähr fünfzehn Betten, abgedeckt mit weißen Tüchern, standen. Blitzartig wurde mir klar, dass unter jedem Tuch ein Toter lag, jung oder alt, Mann oder Frau, ich wusste es nicht. Nein, ich durfte mich nicht ablenken lassen, ich musste zu dir.

Da lagst du nun, aufgedeckt und fast so weiß wie das Tuch, mit dem man dich bedeckte. Nicht zudeckte, nein, unter dem man dich versteckte wie all die anderen hier, die dir stumm Gesellschaft leisteten.

Beinahe hätte ich dich nicht erkannt. So fremd warst du plötzlich, das konnte ich nicht verstehen. Aber dein rechtes Auge war nicht ganz geschlossen, wie durch einen winzigen Spalt blinzelte es mir zu. Daran habe ich dich sicher wiedererkannt, dein blinzelndes Auge war mir vertraut. Deine Hände, die mir so viele Male in Kindertagen Wärme und Trost schenkten, waren nun gefaltet und nie mehr werde ich sie spüren können. Ohne Rosenkranz lagst du da, hattest nichts was dir Trost geben könnte. Die Schwester hatte gemeint, ich sollte dich erst anschauen, wenn du „hergerichtet“ wärst, dann wäre es für mich angenehmer. Aber ich wollte dich doch sehen, so wie du warst, wie ich dich kannte, schon als kleines Kind. Besonders hergerichtet warst du nie.

Als ich selbst vor Jahren im Krankenhaus lag, hattest du mir eine Rose geschenkt aus deinem Garten und ich erinnerte mich jetzt ganz deutlich daran. Diese duftende Rose von damals hätte ich dir gerne in die Hand  gegeben oder wenigstens einen Rosenkranz, aber nichts hatte ich, mit leeren Händen stand ich vor dir und hatte Angst von der Schwester beobachtet zu werden oder in ein Weinen auszubrechen, das kein Ende finden würde. Nur berühren konnte ich dich ein letztes Mal und mir deinen Anblick einprägen, um ihn nie wieder zu vergessen.

Als kleines Kind fragte ich dich, was den Menschen passieren wird, die gestorben sind. Ruhig und überzeugt erklärtest du mir, dass wir uns alle im Himmel wiedersehen würden. Ich glaubte dir sofort und lange Zeit. Und jetzt, werden wir uns wiedersehen? Wer tröstet mich nun? Und wer hat dich getröstet in deiner letzten Minute. Ich war entsetzt, dass ich nicht gespürt hatte wie nahe deine letzte Minute war. Das musst du mir glauben, denn hätte ich es geahnt, ich hätte dich nicht allein gelassen.

Die Schwester wartete schweigend auf dem Flur, da riss ich mich los und verließ den Raum. Sorgfältig deckte sie dich wieder zu, verschloss die Tür und begleitete mich zum Aufzug. Sie hieß Helga und ich konnte mir vorstellen, dass sie dir auch gefallen hätte. Bevor ich den Aufzug verließ, bedankte ich mich und trat wie benommen ins Freie. Draußen blühten Rosen, dunkelrot und duftend, Rosen für dich. Ich spürte die Sonnenwärme auf meiner Haut und wusste, es war Sommer, dein letzter, und du warst tot.

Barids Bruder

01 Freitag Mai 2015

Posted by josephinesonnenschein in Belletristik, Gedanken, Kurzgeschichte

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Flüchtlinge, Foto, Fotograph, Gedicht, Krieg, Kriegsberichterstattung, Kritik, Kurzgeschichte, Kurzgeschichten, Lyrik, Preis, Preisgeld, Psychologie

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Die ersten Besucher schlenderten mit neugierigen Augen auf der Suche nach bekannten Gesichtern durch den festlich beleuchteten Saal. Vom kalten Büffet breitete sich bereits ein unwiderstehlicher Duft verlockend im Raum aus. Noch wagten die Gäste  nicht, auf den bereit gestellten Stühlen Platz zu nehmen. Da tauchte plötzlich aus einem Nebenraum der Bürgermeister auf. Er wirkte etwas durcheinander, blass im Gesicht, schwenkte nervös ein Blatt in der einen Hand, das er immer wieder mit ungläubiger, ja entsetzter Miene überflog, während er ungeschickt mit der anderen Hand am Mikrofon herumzerrte, bis ihm schließlich jemand zu Hilfe kam. Endlich. Im Saal war es immer leiser geworden, das Stimmengemurmel verebbte, das Stühlerücken wurde wie auf ein unausgesprochenes Kommando eingestellt, als der Bürgermeister sich räusperte, um zu signalisieren, dass er bereit sei,  den Abend zu eröffnen. „Sehr geehrte Gäste, ich begrüße Sie alle ganz herzlich. Sie sind  heute Abend gekommen, um einen unserer Bürger zu ehren für seine herausragende Leistung: Der Preis für das beste Pressefoto des letzten Jahres geht – wie Sie vielleicht schon wissen – an Martin Werst, den bekannten Fotografen aus unserer Stadt. Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass ich soeben einen Brief erhalten habe, der eine Absage unseres Ehrengastes enthält. Herr Werst bittet mich, Ihnen seinen Brief vorzulesen, und er weist ausdrücklich darauf hin, dass er Ihnen, liebe Gäste, auf keinen Fall die heutige Feier verderben will.“ Etwas verwirrt, ja nahezu verzweifelt schon warf der Bürgermeister einen flehentlichen Blick auf die erwartungsvoll ihm zugewandten Gesichter, auf die unzähligen Augenpaare, die wie blendende Scheinwerfer auf ihn gerichtet waren. „Also, ehrlich gesagt“, fuhr er fort, „das kommt jetzt für mich vollkommen überraschend, und ich sehe mich gezwungen, das vorgesehene Programm in einigen Punkten ändern zu müssen. Ich hoffe dabei auf Ihr Verständnis und werde Ihnen jetzt den Inhalt dieses Schreibens vortragen.“ Die Spannung im Saal nahm zu, lastete bleischwer auf den Schultern der Anwesenden. Der Bürgermeister wischte sich unauffällig mit einem blütenweißen Taschentuch über die schweißnasse Stirn, rückte entschlossen seine Brille zurecht und bog das Mikrofon in Mundnähe. „Ich bitte um Ihre Aufmerksamkeit“, begann er leise, zögernd und las mit allmählich fester werdender Stimme weiter. „Sehr geehrter Herr Bürgermeister, liebe Gäste, ich bin mir der Ehre, die mir mit der Einladung zu diesem Festabend zuteil wird, voll bewusst. Ganz sicher hatte ich auch vor, zu Ihnen zu kommen, um die Bürgermedaille in meinem Heimatort in Empfang zu nehmen. Wie Sie sicher wissen, habe ich mich nie gescheut, den Namen unserer Stadt, die durch ihre unheilvolle Rolle, die sie in der Vergangenheit gespielt hat, zu trauriger Berühmtheit gelangt ist, in aller Welt zu nennen und mich offen als ihr Bürger zu erkennen zu geben. Natürlich hat auch unsere Stadt mehrere Gesichter, von denen weltweit leider viele Menschen nur das mit Schrecken behaftete kennen oder vielleicht auch nur dieses eine  kennen wollen. Als Pressefotograf reise ich ständig in Krisengebiete, auf die ich mich, wie Ihnen sicher bekannt ist, spezialisiert habe, um mit meiner Kamera die Bilder des Schreckens einzufangen, in der Hoffnung, durch das Sichtbarmachen menschlicher Gräueltaten einen Beitrag zu deren künftiger Verhinderung leisten zu können. Vor einer Woche nun wurde mir aufgrund eines meiner Bilder ein Preis zuerkannt, ein hoher Geldpreis, über den ich mich zunächst sehr gefreut habe. Mein Name war plötzlich kein unbekannter mehr. Täglich riefen mich fremde Leute an, schrieben mir Briefe, um mit mir ins Gespräch zu kommen. So viel Rummel hatte ich nicht erwartet. Mir wurde das bald zu viel. Daran bin ich nicht gewöhnt. Meine Arbeitswelt sieht anders aus. In Krisengebieten werde ich zwar immer wieder von lähmender Angst gepackt, aber meine Arbeit zwingt mich stets aufs Neue dazu, sich der Angst zu stellen. Die Aufgabe, die ich mir gestellt habe, fordert mich täglich dazu heraus, unentwegt auf der Suche nach einem möglichen Motiv, durch mein gläsernes Auge zu blicken, um im entscheidenden Augenblick auf den Auslöser zu drücken. Auch wenn diese Suche gefährlich ist, – das Tragen einer kugelsicheren Weste verschafft mir die wohl eher klägliche Illusion, vor verirrten Kugeln geschützt  zu sein – kann ich sie nicht lassen. Sie entspringt einer heimlichen, mir lange nicht  eingestandenen Sucht, einem inneren Zwang:  Ja, inzwischen habe ich es erkannt, es ist eine Sucht, alles, was mich bewegt,  auf Bilder bannen zu müssen, festhalten zu wollen, erinnerbar zu machen. Hätte es in unserer Stadt vor vielen Jahren auch Fotografen gegeben, denen es gelungen wäre, rechtzeitig von den Gräueltaten zu berichten bzw. diese sichtbar zu machen, vielleicht wären vielen Menschen die Augen geöffnet worden, vielleicht hätte viel Unrecht verhindert werden können, wer weiß? Das alles frage ich mich manchmal, wenn ich mich in Krisengebieten aufhalte, wohl wissend, dass ich mich in einer Sonderstellung befinde: als Fremder freiwillig in einem Land, das es seinen Bewohnern nicht erlaubt, es in Frieden verlassen zu können, wann immer sie wollen. Sie werden denken: Es ist sein Job, er will es so, ein gefährliches Abenteuer erleben und dabei noch viel Geld verdienen, in der Welt herumreisen und das alles von Berufs wegen. Nun gut, werden Sie weiter sagen, eine Familie braucht so einer sicher nicht, das wäre wohl kaum auszuhalten für dessen Frau und seine Kinder, ständig in Angst und Furcht, Unsicherheit, Ungewissheit zu leben. Ständig die unausgesprochene Frage, verborgen hinter den Lippen: Kommt er zurück oder nicht? Sie haben Recht, eine Familie habe ich nicht. Ich will mich keinem zumuten. Mir genügt meine Nikon, meine furchtlose Partnerin, immer eng an meiner Seite, absolut zuverlässig, immer dabei, auf dem höchsten Stand der Technik;  sie lässt mich nicht im Stich. Meine Eltern leben nicht mehr. Beide  sind sie gestorben an den Folgen jener Gräueltaten, die erst zu spät auf Papier gebannt worden waren. Für mich aber war ihre Geschichte, die so eng verknüpft war mit der Geschichte unserer Stadt, von jeher der innere Motor, der mich antrieb, selbst in die Ereignisse eingreifen zu wollen, diese in der Welt publik zu machen. Keiner sollte später sagen können, er hätte nichts davon gewusst. Kein schöner Job, denken sicher auch viele unter Ihnen. Kann es Spaß machen, verzerrte Menschengesichter, ausgehungerte Kleinkinder, sterbende Soldaten, blutüberströmte Leichen zu fotografieren? Nein, ganz sicher nicht, muss ich Ihnen da antworten. Aber wie gesagt, es ist nach und nach zu einer Sucht geworden, für mich jedenfalls. Das Abstoßende, das nie fotografiert werden würde aufgrund seiner unerträglichen, unzumutbaren Hässlichkeit, es übt eine unwiderstehliche  Faszination auf mich aus. Und, vergessen Sie eines nicht, ich kann genügend Abstand halten zu meinem Motiv. Dank der ausgefeilten Technik ist es mir möglich, fremden Menschen Aug in Aug gegenüberzustehen, ohne dass sie mich wahrnehmen können. Ich bleibe unentdeckt, unbeobachtet, sicher verborgen, hinter meiner Nikon, ausgestattet mit einem Teleobjektiv der Lichtstärke 2,8, der Brennweite 400 mm, mit automatischer Fokussierung.  Ich zwinge, gut getarnt, das nackte Elend vor meine mitleidlose Linse, die sich nicht einen Millimeter krümmt angesichts des Wahrgenommenen, die nicht ausweicht, sondern schonungslos entsetzte Augen, aufgerissene Münder, blutende Wunden, vor Schmerz und Entsetzen verzerrte Gesichter, um Gnade bittende Hände, auf meinen Befehl, per Knopfdruck sozusagen, in meine Kamera holt, auf meinen Film bannt. Während Sie gemütlich Zeitung lesend beim Frühstück sitzen, werden Ihnen schon die entwickelten Bilder präsentiert, vergrößert und in Farbe natürlich. Während Sie genüsslich an Ihrem  Kaffee nippen, mit Appetit ein Marmeladenbrot verzehren und sich am Wochenende vielleicht auch ab und zu ein weiches Ei gönnen, sofern es Ihr Cholesterinspiegel erlaubt, während Sie diese Augen im Todeskampf verzweifelt, um Hilfe flehend anstarren, werfen Sie einen flüchtigen Blick auf die Überschrift zu diesem Bild , „Schon wieder ein Massaker?“, denken Sie, „Es ist schon schlimm auf unserer Welt“, und Sie blättern gelangweilt um auf die nächste  Seite, gießen sich nebenbei noch eine weitere Tasse Kaffee ein, werfen zwischendurch einen prüfenden Blick auf die Uhr und falten schließlich die Zeitung ordentlich zusammen, genug gelesen  für heute. Jetzt frage ich Sie: Haben Sie sich schon einmal ernsthaft Gedanken darüber gemacht, was dieser Mensch, der Sie in seiner Todesnot so flehentlich anblickt, macht, während Sie Ihr Leben weiterleben? Sie wissen es nicht, werden Sie achselzuckend antworten. Ich aber weiß es: Dieser Mensch ist längst schon tot, während Sie noch frühstücken und ihn schon vergessen haben, oder noch schlimmer, ihn gar nicht wirklich wahrgenommen haben. Vergessen. Vergessen sein Leiden, seine Schmerzen, sein Leben mit all seinen unerfüllten Hoffnungen, seinen ungezählten Entbehrungen und Ängsten und vielleicht auch mit seinen kleinen und großen Freuden. Dieser Mensch liegt nun zusammengekrümmt, erstarrt und kalt im dreckigen Sand und, wenn er Glück hat, wirft ihm ein anderer Fliehender, sich in ähnlicher Lage Befindender, einen Schwall Sand über seinen leblosen Körper, bedeckt ihn notdürftig, versucht so seine Würde zu wahren, ehe er versucht, das eigene Leben zu retten. Vergessen Sie nicht, die gellenden Schmerzensschreie, die leisen Seufzer, das heftige Keuchen, das hohe Winseln, das durchdringende Jammern, das unermüdliche Flehen um Gnade, das inständige Bitten, das endlose Wehklagen, die barschen Befehle, die endgültigen, vernichtenden Schüsse, all das bleibt ungehört für Sie, nicht aber für mich. Zwar kümmert sich meine Linse nicht um Geräusche, dafür ist sie nicht zuständig, wohl aber reagieren meine Ohren empfindlich darauf. Ich kann sie nicht wirksam verschließen, auch mit bester Technik nicht. Diese Geräusche, diese Stimmen dringen in meinen Kopf, setzen sich dort fest und lassen sich nicht vertreiben. Ich höre sie in meinen Träumen. Registriere sie tagsüber, auch bei völliger Stille, diese anklagenden Stimmen, die mich immer wieder an die Elenden erinnern, die ich hinter meine Linse zerrte, belichtete, in Szene setzte, erbarmungslos den Augen der Öffentlichkeit preisgab und dann abrupt von mir warf, fallen ließ, wie ein Funken sprühendes Holzscheit. Ich dramatisiere. Richtig.  Das war nur eines meiner Bilder, das ich Ihnen schilderte, aber nicht das, wofür ich die Auszeichnung erhalten habe. Ich nehme an, das Bild, das mit einem hohen Preis ausgezeichnet wurde, werden Sie heute Abend sehen können. Urteilen Sie selbst. Ich habe mein Urteil schon gefällt. Auf diesem Bild sehen Sie in das Gesicht eines jungen Mannes, der versucht mit verzweifelter Kraftanstrengung seinen brutalen Verfolgern zu entkommen, in einem Land, in dem es ein Verbrechen ist, ja schlimmer noch, lebensgefährlich ist, einer Religionsgemeinschaft anzugehören, die von den Regierenden nicht geduldet wird. Schauen Sie sich den jungen Mann doch ruhig näher an. Geben wir ihm einen Namen, nennen wir ihn Barid. Zerfetzte, mit Blut und Schmutz befleckte Bandagen flattern um seine Knie, braun verschorfte Schrammen entstellen sein ausgezehrtes Gesicht, eine frische Blutspur weist auf die klaffende Wunde an der linken Hand, mit bloßen Füßen rennt er, rennt davon vor seinen Verfolgern, rennt direkt auf einen unserer gepanzerten Wagen zu, der – jenseits der feindlichen Linie – wartet, der ihm, scheinbar, Hilfe verspricht. Wir erkennen diese un-menschliche Anstrengung, sie ist ihm deutlich ins Gesicht geschrieben: weit aufgerissen die entsetzten Augen, geöffnet der ausgedörrte Mund, der mit einem heiseren Schrei um Hilfe fleht, ehe er einen keuchenden Atemzug später gefasst wird, nein zu Boden geprügelt wird von seinem Verfolger, der ihm das Gewehr zwischen die Beine rammt. Soweit das Bild. Sekunden später: Ein wirbelndes Stolpern, und der junge Mann krümmt sich am Boden. Barid ist ein Gefangener. Ich aber sehe noch ein anderes Bild vor mir, jeden Tag, jede Nacht, in allen Schattierungen, es will nicht verschwinden, verfolgt mich, brennt sich ein in mein Hirn: Barid rennt direkt auf uns Fotografen zu, schutzsuchend. Während meine Kollegen nervös werden angesichts der dramatischen Situation und der außergewöhnlichen Nähe zu unserem Motiv, reagiere ich intuitiv, ohne nachzudenken: ein prüfender Blick durch die Linse, ein routiniertes Schwenken des Objektives, ein Knopfdruck auf den Auslöser, und Barid ist gerettet, gerettet für den Film. Mein italienischer Kollege knallt die Autotür mit hilflosem Zorn wieder zu, Sekunden vorher hat er sie aufgerissen, wollte Barid Zuflucht gewähren, ihm Schutz bieten. Zu spät. Ein anderer reißt schockiert die Fahrertür auf, springt hinter das Lenkrad, fordert uns brüllend auf, einzusteigen, während schon das Gaspedal aufheult. Da werfe ich mich auch hinein in das sichere Fahrzeug, im letzten Moment, gerettet das eigene Leben. Feige flüchteten wir, überließen den wehrlosen jungen Mann seinen Verfolgern. Zum ersten Mal verspürten wir Todesangst am eigenen Leib, unsere Knie und Hände zitterten unkontrolliert, wir wagten nachher nicht, uns anzusehen. Verlegenheit stand wie eine Mauer zwischen uns und – unausgesprochen, ein Gefühl der Scham. Das Bild ist hervorragend gelungen: klar, scharf, detailliert, perfekt aus fototechnischer Sicht wohlgemerkt, aber es war mein letztes Bild und wird es auch bleiben. Vor einigen Stunden erreichte mich eine Nachricht aus einem afrikanischen Land: Ein junger Mann teilte mir mit, dass auch er das Pressefoto gesehen habe. Er kenne den jungen Mann auf dem Bild: Es sei sein Bruder, behauptete er. Weiter forderte er mich dringend auf, seinen Bruder zu retten.“ Erschöpft machte der Bürgermeister eine kurze Pause, sah in die Gesichter der Gäste, spürte wie alle ungeduldig erwarteten, dass er weiter lesen solle. Mit zitternder Hand griff er nach dem Wasserglas, das bereit stand, trank es in wenigen gierigen Schlucken leer, strich das Papier vor ihm glatt und begann erneut:  „P. S.:  Herr Werst, Sie haben der Welt ein Foto von meinem Bruder gezeigt, ein Foto, das ihn als Gefangenen zeigt, wehrlos am Boden liegend, der Verfolger über ihm stehend, bewaffnet, siegessicher. Ich klage Sie an, meinen Bruder nicht gerettet zu haben. Er befindet sich jetzt in einem Gefangenenlager und muss damit rechnen zum Tode verurteilt zu werden, ohne Schuld, ohne Gerichtsurteil. Können Sie mit diesem Wissen unbekümmert weiter leben, weiter fotografieren, Bilder hinterlassen, von Menschen, die schon tot sind, ehe Ihre Fotos entwickelt sind? Ich frage Sie: Sind Sie wirklich so eiskalt, so abgebrüht? Ist Ihnen menschliches Leben tatsächlich nicht mehr wert als ein Motiv für ein gelungenes Bild? Ich weiß inzwischen auch, dass Sie viel Geld dafür bekommen haben. Nun fordere ich Sie auf, nehmen Sie dieses Geld und versuchen Sie, meinen Bruder frei zu kaufen, geben Sie ihm diese winzige, letzte Chance, kommen Sie zurück in unser Land, wenden Sie sich an die Mächtigen. Ich bin sicher, Sie kennen genügend Organisationen, die Ihnen dabei helfen werden, vorausgesetzt, Sie wollen das wirklich. Sie sind nun ein bekannter Mann. Vergessen Sie nicht, Sie tragen die Verantwortung für das Leben meines Bruders, dessen Elend Sie öffentlich sichtbar gemacht haben. Sie dürfen ihn nicht einfach krepieren lassen. Sollten Sie sich weigern, werde ich dafür sorgen, dass alle Welt davon erfährt. Ich kenne viele Leute, die mir helfen werden. Seien Sie sicher, meine Freunde verstecken sich nicht feige hinter einem Teleobjektiv, sie können Sie durchaus ins Visier nehmen, allerdings nur einmal. Sie verstehen? Ich rechne mit Ihnen. Liebe Gäste, Sie entschuldigen nun gewiss meine Abwesenheit. Ich bedanke mich für Ihre Geduld und die kostbare Zeit, die Sie mir geopfert haben und wünsche Ihnen noch einen angenehmen Abend. Ihr  Martin Werst“

Liebeserklärung

30 Donnerstag Apr 2015

Posted by josephinesonnenschein in Belletristik, Gedanken, Kurzgeschichte

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Katze, Kurzgeschichte, Kurzgeschichten, Psychologie, Tier

Gesicht

Du kommst in letzter Zeit sehr selten und dabei immer unerwartet. Oft blicke ich aus dem Fenster, horche angespannt auf die Geräusche von draußen, aber du bist nicht unterwegs zu mir. Bin ich aber in eine Arbeit vertieft, ohne einen Gedanken an dich, stehst du plötzlich vor der Tür und willst eingelassen werden. Mir selbst ist es völlig unerklärlich, daß ich mich jedes Mal freue, wenn du da bist, obwohl du keinerlei Rücksicht auf mich nimmst. Nie hätte ich gedacht, die Freiheiten ertragen zu können, die du dir gönnst. Eigentlich sollte ich dir böse sein, denn du kommst und gehst wie du willst, wann du willst. Aber ich bin es nicht. Jeden deiner Besuche nehme ich wie ein seltenes Geschenk an, von dem ich nicht weiß, was sich unter der Verpackung verbirgt. Manchmal suchst du meine Nähe, ja drängst dich in einer Weise auf, die mich dazu zwingt, nur für dich da zu sein. Deine Wärme, deine Weichheit machen mich stets nachgiebig und ich schenke dir meine kostbare Zeit, die schon längst verplant war ehe du auftauchtest. Woher du kommst ist dein Geheimnis, ebenso wohin du verschwindest. Ich akzeptiere diese Tatsache und dringe nicht in dich ein, frage nicht, forsche nicht, genieße deine Anwesenheit.

Du hast auch Launen, die ich dir kritiklos zubillige, während ich sie bei anderen schnell verabscheue.

Es gibt Tage, an denen du dir einen ruhigen Platz in meiner Wohnung suchst und dich weigerst, mit mir Kontakt aufzunehmen. Du bist einfach da und wünscht in Ruhe gelassen zu werden. Kann ich es nicht ertragen, dich nur anzusehen,  versuche ich  eine zärtliche Geste, um deine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Aber du wehrst meine Nähe ab, du bist nicht bereit, mich neben dir zu ertragen. Was bleibt mir übrig, als dich zu lassen wie du bist, will ich dich nicht verlieren.

Zufällig hatten wir uns kennengelernt. Ich hatte keineswegs die Absicht mich näher auf dich einzulassen, fürchtete neue Abhängigkeiten, neue Hoffnungen, deren Erfüllung im Ungewissen bleiben würde. Gerade war ich dabei ein wenig mehr Zeit für mich zu schaffen, ein kleines Stück Freiheit, handtuchgroß nur, aber ich konnte meine geheimsten Wünsche darauf ausbreiten. Nun kamst du und mischtest dich ungefragt in mein Leben, meldetest deine Bedürfnisse an, ohne Hemmungen. Meinen Vorsatz, dich nicht zu beachten konnte ich nur kurze Zeit durchhalten, denn jede Berührung deinerseits ließ meinen Widerstand schmelzen wie einen Eiswürfel, der versehentlich in heißen Tee gefallen war.

Wortlos stimmte ich also unserer Beziehung zu, beschloß dabei, dir deine Freiheit zu lassen und mir meine zu nehmen, wann immer ich Lust dazu hatte. Du hattest nicht dagegen protestiert. Ja, du schienst mir sogar erleichtert, denn  deine Freiheit war gesichert. Unsere lockere Beziehung lebt somit von gegenseitiger Toleranz. An manchen Tagen aber ertappe ich mich dabei, dass ich mir wünschte du wärest hier und ich könnte mich an dir und deiner Gegenwart wärmen. Du aber würdest niemals auf deine Freiheit verzichten, das fühle ich ganz deutlich. Du bist ein echter Egoist. Du allein bist dir wichtig, deshalb bin ich auf der Hut und vermeide alles, was dich einschränken könnte. Eigentlich sollte ich dich laufen lassen, ohne mich weiter um dich zu kümmern.  Was also hindert mich daran? Mein eigener Egoismus? Fast befürchte ich, daß es so ist. Irgendwie habe ich mich an dich gewöhnt und nur selten, wenn ich dich streichle, versuche ich mir vorzustellen wie viele Hände du schon gespürt hast, aber ich weiß, nie wirst du mir das verraten. Auch das gehört zu deiner Freiheit. Selbst wenn sich in mir ein wenig Eifersucht regt, dann ist das mein Problem, würdest du vermutlich sagen, aber ich verrate dir nichts von meinen Gefühlen. Auch ich habe Geheimnisse.

Du brauchst dir nicht einzubilden, ich wäre auf dich angewiesen. Oh nein, ich habe einen Mann und zwei Kinder. Du siehst, du bist einer zuviel im Haus.

Aber, ehrlich gesagt, du bist einer, der trotzdem immer gerne begrüßt wird, auch wenn es gerade turbulent zugeht. Woran das liegt? Auch wenn es komisch klingt: du hast ein rotes Fell mit weißen Streifen, kannst schnurren und miauen, das genügt.

Sondermüll auf Abruf

30 Donnerstag Apr 2015

Posted by josephinesonnenschein in Belletristik, Gedanken, Kurzgeschichte

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Schlagwörter

Kurzgeschichte, Kurzgeschichten, Psychologie, Sondermüll, Telefonseelsorge

Sondermüll

Kennen Sie mich schon? Sicher nicht, deshalb werde ich mich vorstellen. Mein Name ist A. Z., ich wohne in einer Kleinstadt, bin 40 Jahre alt und von Beruf Seelenmüllschlucker. Jetzt wundern Sie sich bestimmt. Nein, Sie haben sich nicht verhört, mein Beruf ist tatsächlich Seelenmüllschlucker.

Davon haben Sie sicher noch nie gehört,  nehme ich an. Das ist ein typischer Frauenberuf und ich bin die erste Frau, die diesen Beruf ausübt und ihn auch entdeckt hat.

Es fing alles ganz harmlos an. Interessiert es Sie? Dann hören Sie gut zu.

Vor einigen Jahren noch war ich nur innerhalb meiner Familie aktiv. Bei einem Ehemann und zwei Kindern gab es schon eine Menge seelischen Problemmüll zu schlucken und rief dann erst die Schwiegermutter an, war ich zusätzlich sehr gefordert. Wenn diese ein seelisches Tief hatte, wählte sie einfach meine Nummer. Kaum hatte ich den Hörer abgehoben, konnte ich schon an ihrer leisen gleichförmigen Stimme erkennen, dass es ihr schlecht ging. Nach kurzem hin und her, einigen allgemeinen Fragen der Höflichkeit halber, rückte sie dann endlich heraus mit ihren Problemen.

Mal war es ihr eigensinniger Mann, mal sein stets kläffender Hund oder ihr miserabler Gesundheitszustand, der mir durch deutliches Husten in den Hörer demonstriert wurde. Und ich, was machte ich?

In meiner Anfangsphase, unerfahren noch, überlegte ich mir für jedes  noch so kleine Problem eine ernsthafte Lösung. Versetzte mich dazu in die Lage aller Beteiligten, um die beste Lösung zu finden. Kaum hatte ich sie der Leidgeplagten mitgeteilt, bekam ich zu hören, dass das ja alles nicht so einfach sei wie ich mir das vorstellte.   Nun gut, im Laufe der Jahre habe ich gelernt, mich zurückzuhalten, denn alle meine Versuche, Probleme zu lösen scheiterten kläglich. Nachdem ich mir oft tagelang den Kopf zerbrochen hatte über Probleme anderer, stellte ich überrascht fest, dass es denen nach dem Abladen bei mir längst schon wieder besser ging. Nie, aber auch nie wurde ein Angebot meinerseits angenommen.

Solche Erfahrungen machte ich mit vielen Menschen. Wer in einer seelischen Notlage war, rief mich an und ehe ich von meinen Schwierigkeiten, dies es natürlich auch gab, erzählen konnte, war das Gespräch schon beendet.

Allmählich erkannte ich, dass ich scheinbar ungeahnte Fähigkeiten habe. Vielen Menschen genügt es einfach, wenn sie ihren seelischen Müll abladen können, ohne Ratschläge zu bekommen, die meistens unbequem sind und ohne sich rechtfertigen zu müssen. Da entstand in mir diese Idee, mich auch außerhalb meiner Familie als Seelen­müllschlucker zu betätigen.

Als erstes setzte ich ein Inserat in die Zeitung. Es hatte folgenden Wortlaut:“ Wohin mit Ihrem seelischen Problemmüll? In den Müllschlucker damit. Umwelt- und persönlichkeitsschonendes Recycling wird garantiert. Absolut ungefährlich, vollkommen un­schädlich und anonym. Rufen Sie an und laden Sie ab.“

Die freundliche Dame, welche meinen Text aufnahm, schaute mich dabei immer wieder merkwürdig an. Ich versuchte möglichst unbefangen zu wirken  und es glückte mir sogar, sie anzulächeln, was ihren Eindruck, dass ich verrückt sei wahrscheinlich erst recht verstärkte. Sicher vermutete sie eine neue Art von Telefonsex oder ähnlichem, nehme ich an. Aber das war mir vollkommen egal. Ich musste endlich wissen, ob ich mich tatsächlich als Seelenmüllschlucker eignete.

Nun begann das Warten, tagelang. Bei jedem Telefonanruf raste ich wie wild zum Apparat, hob ab, sprach besonders freundlich in den Hörer und jedes Mal war ich enttäuscht und doch zugleich auch erleichtert, wenn ich bekannte Stimmen vernahm.

Aber – ungefähr nach einer zermürbenden Woche war es tatsächlich so weit:

Eine aufgeregte Frauenstimme fragte zaghaft, ob meine Anzeige auch bestimmt kein Scherz sei. Ich versicherte ihr so liebenswürdig wie möglich, dass es ein durchaus seriöses Angebot sei mit dessen Hilfe sie ihren Seelenmüll endlich loswerden könne. Nach einigem Zögern  und mehrmaliger Ermunterung meinerseits, gelang es ihr dann doch, mir zu berichten, was sie so bedrückte. Aufmerksam, ohne die Frau zu unterbrechen, hörte ich ihr zu. Am Ende wollte sie wissen, ob ich nun helfen könnte. Eindringlich erklärte ich ihr, dass sie soeben eine Unmenge Müll von ihrer Seele geladen hatte. Nun wäre sie auch wirklich davon befreit und bald würde es ihr besser gehen.

„Stellen Sie sich vor, Ihre Probleme sind jetzt von mir geschluckt,  also freuen Sie sich.“

„Das ist alles ?“ fragte sie ungläubig. „So einfach ist das und ich hatte so lange damit gezögert.“

„So einfach ist das,“ bestätigte ich, „und sollten Sie wieder Problemmüll haben, meine Nummer kennen Sie nun ja.“

Erleichtert dankte sie und erkundigte sich noch nach den Kosten für die ungewöhnliche Art der Müllbeseitigung. Das allerdings hatte ich mir damals noch nicht so richtig überlegt und deshalb verlangte ich erst einmal eine beliebige Spende auf mein Konto.

Meine Damen und Herren, viele von Ihnen sehen mich zweifelnd und spöttisch lächelnd an. Oh, ich kann Ihre Gedanken beinahe lesen. So eine verrückte Spinnerin werden Sie denken. Aber meine Damen und Herren, ich bitte Sie meiner Geschichte noch etwas Aufmerksamkeit zu schenken, ehe Sie ein endgültiges Urteil darüber fällen.

Mein neuer Beruf war also geschaffen. Seit diesem. eben geschilderten Tag, klingelte mehrmals in der Woche das Telefon. Immer stand ich bereit, ob die Kinder gerade schrien, sich prügelten, das Essen eben verbrannte, weil ich es nicht mehr rechtzeitig vom Herd ziehen konnte. Egal, ich war stets pflichtbewusst, stand am Telefon, hörte zu und schluckte.

Ich sehe, Sie sind nun doch etwas neugierig geworden und wollen wissen, was ich da alles schlucken musste. Da ich vollkommen anonym arbeite, fällt es mir leicht, Ihnen einige Beispiele genauer zu beschreiben.

Stellen Sie sich also vor, es rufen Frauen und Männer an, verschiedener Herkunft, verschiedenen Alters und mit verschiedenen Berufen. Raten Sie kurz, ob häufiger Frauen oder Männer anrufen. Wie – Sie meinen, natürlich mehr Frauen, da diese bekanntlich  dazu neigen, öffentlich über ihre Probleme zu reden. Ich muss Sie allerdings enttäuschen, denn tatsächlich sind es mehr Männer die abladen. Sie fragen sich: warum?

Das ist ganz leicht zu erklären. Wie wir alle wissen, müssen in unserer Gesellschaft die Männer den starken Mann spielen, d.h., sie dürfen keine Schwierigkeiten und Probleme haben. Sollte ein Mann aber erkennen, dass er nicht dem geforderten Idealtyp entspricht, eben weil er Probleme hat, was macht er dann?

Selten zieht er es vor, schweigend zu leiden. Meistens versucht er, seine Frustrationen innerhalb der Familie gegenüber den Kindern oder seiner Partnerin durch aggressives Verhalten loszuwerden.

Die Stimmung in der Familie wird dadurch nicht besser, seine eigene letztlich auch nicht, also wieder Frustration und Aggression usw. Diese Theorien kommen Ihnen sicher bekannt vor.

Dieser unheilvolle Teufelskreis muss also deshalb unbedingt unterbrochen werden, um zu verhindern, dass seelischer Problemmüll sich bei Verwesungsprozessen in gefährliche aggressive Strahlung verwandelt, die Mensch und Umwelt zerstört.

Indem ich nun den Problemmüll für andere schlucke, helfe ich somit den Teufelskreis zu durchbrechen. Gerade Männern, so konnte ich immer wieder feststellen, verschafft meine neue Methode spürbare Erleichterung, da niemand zu erfahren braucht, wie verzerrt das Idealbild vom starken Mann in Wirklichkeit oft ist.

Welche Männer das sind, wollen Sie nun wissen. Also überwiegend sind es Männer, die unzufrieden mit ihrer beruflichen Karriere sind. Häufig befürchten sie arbeitslos zu werden, leiden dabei unter sog. Katastrophenangst, d.h. sie sehen ständig schwarz und vergessen darüber, sich über die angenehmen Seiten ihres Lebens zu freuen.

Andere wiederum leiden unter ihren Partnerinnen, weil sie nicht dem männlichen Idealtyp von Frau entsprechen. Sie fühlen sich laufend von ihnen unterdrückt und nicht ausreichend geschätzt, obwohl sie doch in harter Arbeit das tägliche Brot verdienen. Abends, wenn sie müde und erschöpft auf die bequeme Couch sinken können sie sich unmöglich noch um ihre Familien kümmern. Genau das aber erwarten, zum Entsetzen der Männer, ihre Partnerinnen. Deren Vorwürfe werden entschieden zurückgewiesen, da sie vollkommen absurd und total ungerechtfertigt sind. Warum aber wollen die Männer dann doch per Telefon abladen? In mir regt sich leise die Hoffnung, dass da ein schlechtes Gewissen vielleicht die treibende Kraft sein könnte.

Langsam wird es einigen der anwesenden Herren ungemütlich, stelle ich fest. Keine Angst, ich werde gleich von den Frauen reden, die mich in Anspruch nehmen.

In erster Linie handelt es sich dabei natürlich um die Frauen der leidgeplagten Männer. Diese schildern nun die Situation aus ihrer Sicht und nennen Probleme wie z. B fehlendes Interesse des Mannes an der Familie, keine Beteiligung bei der Erziehung gemeinsamer Kinder sowie das Schreckgespenst der drohenden Arbeitslosigkeit, welches die Familie ständig in Angst vor dem Sozialamt versetzt. Zusätzlich leiden diese Frauen an der fehlenden Wertschätzung seitens ihrer Partner. Täglich rackern sie sich ab, spielen Putzfrau, Packesel, Nachhilfelehrer, Kindermädchen und Krankenschwester, alles ohne jeglichen Verdienst, ohne Überstundenvergütung und ohne Urlaub. Dabei fordern sie nur die Anerkennung ihrer Männer .

Auch dieser Problemmüll muss selbstverständlich umgehend beseitigt werden ehe ein neuer Teufelskreis zustande kommt. Ich schlucke also unaufhörlich und schaffe so wieder saubere Beziehungen zwischen den Partnern, entlaste und bereinige, sozusagen. Das unbegrenzte Schlucken fremden Problemmülls brachte mir selbst mit der Zeit erhebliche Probleme. Leider musste ich erkennen, dass mein Fassungsvermögen nicht unbegrenzt war.

In der Anfangsphase hatte ich oft wilde Träume, sah mich auf qualmenden stinkenden Abfallhalden herumsteigen und all den Müll, den ich geschluckt hatte unter großen Anstrengungen wieder herauswürgen. Nicht das Schlucken erschien mir als Hauptproblem, sondern die Wiederaufbereitung. Wie gelang es mir, den seelischen Müll umzuformen in positive geistige Energien und stabile Charakterfähigkeiten, aus denen er meiner Meinung nach vermutlich durch Fehlverhalten entstanden ist? Noch fehlte mir die entscheidende Idee. Schweißgebadet wachte ich jede Nacht auf und war geplagt von schweren Hustenanfällen, die mich hartnäckig am Einschlafen hinderten.

Wohin nun mit diesem Müll? Diese Frage geisterte ständig in meinem Kopf herum. Fast wollte ich schon aufgeben, fühlte mich aber in meinem Beruf bestätigt durch erste finanzielle Erfolge, die sich überraschend schnell eingestellt hatten. Ich wurde also gebraucht, durfte deshalb nicht aufgeben. Täglich spazierte ich auf verschiedenen Müllhalden herum, in der heimlichen Hoffnung auf eine brauchbare Lösung des Müllproblems. Ständig verglich ich meinen seelischen Müll mit dem sog. klassischen Müll, der hier stinkend und verwesend herumlag. Aus der Bücherei holte ich mir unzählige Bücher zum Thema Müll, wurde fast schon Müllexperte, aber das Thema Seelenmüll fand ich leider in keinem einzigen Buch erwähnt.

Endlich, wie aus heiterem Himmel, hatte ich sie gefunden, die Lösung meines Müllproblems. Nach einer sehr strapaziösen Woche, in der es viel zu schlucken gab, begann ich nach jedem Anruf, den Müll zu sammeln, d. h. ihn aufzuschreiben auf lose Blätter. Im Laufe der nächsten Wochen hatte ich eine richtige Sammlung von Problemmüll verschiedenster Art angelegt.

Jetzt wurde es spannend, denn bald würde sich erweisen, ob meine geplante Lösung auch wirklich funktionieren würde. Ich besorgte mir ein Vorlesungsverzeichnis der nächsten Universität und notierte mir alle Vorlesungen im Fachbereich Psychologie. Jedem der Dozenten schickte ich nun eine Kopie meiner inzwischen sehr umfangreichen Sammlung und wies daraufhin, dass dies eine bisher noch nie da gewesene einzigartige Möglichkeit sei, seelische Probleme der aktuellen Gegenwart zu erfahren und ungehindert studieren zu können.

Von einem einzigen Dozenten wurde ich daraufhin angeschrieben und ich sollte ihm meinen neuen Beruf exakt schildern, was  ich denn auch ausführlich tat. Er war sofort von meiner Idee fasziniert und wollte meine Sammlung gerne behalten und laufend ergänzen. Wir vereinbarten ein nicht zu geringes Honorar und ich hatte es endlich geschafft, meinen Seelenmüll umweltschonend zu recyceln. Der Professor aber konnte jederzeit im Seelenmüll wühlen und anhand lebensnaher Problemfälle die psychologischen Fähigkeiten seiner Studenten testen.

Ich aber konnte wieder eine Menge neuen Problemmüll schlucken, ohne daran ersticken zu müssen.

Nun, werte Damen und Herren, wie denken Sie jetzt über die Funktion eines Seelenmüllschluckers? Mir scheint, seine reinigende Wirkung im zwischenmenschlichen Bereich überrascht Sie. Übrigens, neuerdings schlafe ich wieder ohne Müllhaldenträume und die quälenden Hustenanfälle sind auch verschwunden.

Heute Abend, um acht

29 Mittwoch Apr 2015

Posted by josephinesonnenschein in Belletristik, Gedanken, Kurzgeschichte

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Schlagwörter

Bahnfahrt, Kurzgeschichte, Verdächtigung

Heut Abend_sm

Endlich. Sie saß im Abteil. Den Koffer sicher im Netz über ihrem Platz verstaut, genoss sie den Blick aus dem Fenster. Alleinsein: Ein Abteil ganz für sich zu haben, Zeit zum Nachdenken, zum Träumen, zum Pläneschmieden. Alles wollte sie in Zukunft anders machen, aber darüber wollte sie jetzt noch nicht nachdenken, wollte nur den Blick auf die Landschaft genießen, erwartete den ersten Ruck des Zuges, freute sich darauf wie ein kleines Kind. Und tatsächlich, kaum merklich kam der Zug ins Rollen, sie spürte die beruhigende gleichförmige Bewegung, deren Vibrieren sich  in ihrem Körper fortsetzte. Sie war unterwegs, unterwegs nach Hause. Einen Tag früher als geplant war sie entlassen worden. Sie hatte keinem Bescheid gesagt, wollte ihren Mann überraschen, ihm die lange Anreise ersparen und sich selbst die Zugfahrt gönnen. Das Krankenhaus lag hinter ihr. Sie begann sich wohlzufühlen, schmiegte sich in die Polster und ließ die Landschaft wie einen Stummfilm vorbeiziehen, erkannte Fahrzeuge in weiter Entfernung, sah einzelne Gestalten sich auf den Feldern bewegen, weit weg, versuchte, sich die Namen der einzelnen Bahnstationen einzuprägen, notierte in ihren Gedanken die Namen von Ortschaften, die sie speichern wollte für später, für irgendwann einmal, wozu auch immer. Sie sammelte ausgefallene Ortsnamen wie andere Schmuck oder Briefmarken, erfreute sich am Klang origineller Namen wie Apfeldorfhausen oder Weibersbrunn. Ganz versunken in die bewegten Bilder vor ihrem Fenster bemerkte sie erst, dass sie nicht mehr allein im Abteil war, als sie das Geräusch, der sich schließenden Tür vernahm. Sie blickte kurz auf und nickte der jungen Frau zu, die ihr schräg gegenüber Platz genommen hatte. Keine Reaktion. Sie wandte sich wieder dem Fenster zu. Schade, das Alleinsein war vorbei. Sie fühlte sich gestört durch die Anwesenheit dieser fremden Person, die es nicht einmal für nötig hielt, ihren Gruß zu  erwidern. Aber eigentlich sollte sie dennoch zufrieden sein. Noch waren nicht mehr Plätze besetzt. Die Bahn war schließlich für alle da. Ein Rascheln. Erneut wandte sie den Blick in die Richtung der jungen Frau, die inzwischen in einer Zeitschrift blätterte. Unauffällig warf sie einen Blick darauf, erkannte überrascht Worte in italienischer Sprache, vermutete, dass die Fremde in „Adesso“ las, einer Zeitschrift, die auch sie gerne las, um ihre Sprachkenntnisse zu verbessern. Ein Hauch von Sympathie und Neugier berührte sie. Anscheinend hatten sie ein gemeinsames Interesse: Italienisch. Das Zuschnappen eines Brillenetuis ließ sie automatisch zu der jungen Frau hinüberblicken. In einer Momentaufnahme erfasste sie mit ihrem „Künstlerblick“ rasch deren Gestalt: Die Frau war hübsch. Sie war jung. Schlanke Figur. Modern gekleidet. Unauffällig geschminkt. Faltenlos das Gesicht. Eine Puppe, deren perfektes Äußeres nichts über ihr Innenleben verriet? Stopp. Vorsicht war geboten. Sie war doch gegen billige Vorurteile. Zum Malen forderte ihr glattes Gesicht allerdings nicht auf, bot es doch zu wenige Konturen, zu wenige Schattenseiten, zu viel Licht. Aber sie hatte ja nicht vor, ein Porträt zu machen. Warum sollte sie auch? Wieder versuchte sie sich auf das Draußen zu konzentrieren, die fremde Person zu ignorieren. „Hallo, ich bin’s.  Ja, ich sitze im Zug, ganz  wie geplant. Ich hoffe, heute Abend klappt es mit unserem Treffen. Um acht Uhr, wie vereinbart. Ach, du hast Plätze reservieren lassen beim Griechen. Moment, im Olympia, sagst du. Okay. Wunderbar. Ja, ja. Also gut. Versuchen wir es. Hast du heute schon im Krankenhaus angerufen? Nein? Wie? Gestern hieß es, sie sollte übermorgen entlassen werden.“ Mit geschlossenen Augen lauschte sie unfreiwillig dem Gespräch. Sie hasste diese Handy-Leute, die, egal wo sie sich befanden, ihr Handy zückten, um so, völlig ohne jegliche Diskretion die Umstehenden an ihren meist nichts sagenden und – ihrer Meinung nach – vollkommen überflüssigen Gesprächen teilnehmen zu lassen, bzw. diese förmlich zum Zuhören zwangen, weil ihnen in überfüllten Abteilen oft keine Ausweichmöglichkeit blieb. Unfreiwillig wurde man somit zum Zuhören verdammt. Sie hätte aufstehen und das Abteil verlassen können. Gewiss. Sie hätte die Fremde bitten können, woanders ihre Gespräche zu führen. Sicher. Sie war immer noch zu schüchtern, wollte nicht unhöflich sein und außerdem, an dem Gespräch hatte sie etwas stutzig gemacht. Krankenhaus und entlassen? Genau das traf auf sie zu. Konnte es sein, dass der Gesprächspartner der jungen Frau ihr Mann war? Sie erstarrte plötzlich. Nein. Doch. Vollkommen absurd. Wie käme ihr Mann, ihr eigener Mann dazu, sich mit dieser unbekannten  Schönen zu treffen? Immerhin, sie war wochenlang weg gewesen, im Krankenhaus, auch sie sollte nach Aussagen der Ärzte erst morgen entlassen werden. Aber was keiner wusste: In der Nacht war plötzlich ein Bett benötigt worden und so durfte sie eher gehen. Wer sagte denn, dass das Gespräch mit einem Mann geführt worden war? Es könnte sich ja auch um ein Treffen von … zum Beispiel zwei Freundinnen handeln, oder? Es könnte ja die Mutter gemeint sein, die aus dem Krankenhaus zurückkommt? Zu spät. Das strahlende Gesicht der Fremden, verräterisch. In ihrem Gehirn hatte sich der Gedanke längst schon fest gebohrt, steckte dort drin wie ein Angelhaken, messerscharf, mit einem Widerhaken versehen, der sich nicht mehr ohne fremde Hilfe und größere Verletzungen entfernen ließ. Mein  Mann hat ein Verhältnis mit dieser jungen Schönen. Unentwegt wiederholte sie stumm diesen Gedanken. Drehte und wendete ihn wie eine heiße Kartoffel. Nein. Sie glaubte es einfach nicht. Und doch, sie wäre sicher nicht die erste ahnungslos hintergangene Ehefrau. „Wie es dann mit uns weitergehen soll? Wo, denkst du? Bei mir? Nein, meine Vermieterin ist eine üble Schwätzerin. Du würdest nicht unbemerkt in meine Wohnung gelangen und vor allem, da kannst du sicher sein, spätestens am Morgen würde sie dir auflauern. Das geht sie nichts an? Natürlich nicht, nein, aber sag du ihr das doch. Woher ich das weiß? Ach so, du glaubst doch nicht  …? Unverschämt? Du findest mich unverschämt? Also hör mal, bilde dir bloß nichts ein. Ich bin immerhin ungebunden, wie das so schön heißt. Und du kannst dir sicher sein, ungebunden werde ich auch bleiben. Von dir jedenfalls lasse ich mich nicht binden.“ Die junge Frau starrte wütend aus dem Fenster, vorbei an der anderen, die tat, als wäre sie völlig unbeteiligt. Entschlossen packte sie ihr Handy zurück in die Tasche, griff zerstreut nach der Zeitschrift, blätterte abwesend darin. Es war doch ein Mann, mit dem sie sich treffen wollte, heute Abend, acht Uhr, im Olympia, einem griechischen Restaurant. Sie kannte es. War oft und gerne mit ihrem Mann dort gewesen. Sie kannte auch ihren Mann, dachte sie, hatte geglaubt ihn zu kennen, bisher. Während in Sekundenschnelle Erinnerungen an vergangene glückliche Stunden jäh aufflackerten, schraubte sich der Gedanke unerbittlich immer tiefer in ihren Kopf, lautlos, schmerzvoll: Mein Mann betrügt mich. Mein Mann betrügt mich. Mein … Der Schmerz begann sich auszubreiten, überschwemmte ihren Kopf wie eine Flutwelle, trat über die Ufer, benetzte die Schläfen, verkrampfte den Nacken, spannte die Schultern. Alle Anzeichen eines nahenden Anfalls, plötzlich wieder spürbar. Hatte sie die langen Wochen umsonst im Krankenhaus zugebracht? Ein Rückfall, so schnell? Genügte ein einziger Gedanke? Verzweifelt  presste sie ihre Hände an den Kopf, drückte kräftig gegen die Schläfen, massierte den Nacken, versuchte den Schmerz weg zu pressen, den Gedanken zu ersticken. Mein Mann betrügt mich. Mein Mann betrügt mich. Mein Mann betrügt mich. Mein Mann … „Ach, du bist es wieder. Na, inzwischen beruhigt? Ich soll nicht so hart sein mit dir, ausgerechnet ich … Also, du siehst ein, dass wir uns woanders treffen sollten. In Zukunft, das hast du schön gesagt. Du meinst tatsächlich, es gibt eine Zukunft für uns? Ach, vergiss es, war nur so dahin gesagt, darüber reden wir später weiter, in Zukunft …“ Der Ärger im Gesicht der Schönen schien verflogen, Belustigung trat an seine Stelle. Die spielt mit dem. Geschieht ihm recht. Böse Gedanken tauchten auf einmal auf, ballten sich haufenweise zusammen wie düstere Wolken, die am Abend eines schwülen Sommertages ein Gewitter ankündigten. Sie wollte es ihm heimzahlen, spürte auf einmal neue, bisher ungekannte Energieströme durch ihren Körper fließen, vergaß den Kopfschmerz, sann auf Rache. Rache und Genugtuung. Wie hatte er sich  fürsorglich um sie gekümmert, sie so oft – trotz des weiten Weges – besucht, ihr Geschenke mitgebracht, sie zärtlich getröstet, wenn Rückfälle auftraten, ihr versichert, wie sehr er sie liebte, auch mit den Kopfschmerzen, von denen sie sich nie endgültig würde befreien können, so jedenfalls sagten die Ärzte. Die Häufigkeit der Anfälle könnte reduziert werden, die zeitlichen Abstände könnten vergrößert werden. Das waren die Aussichten. Damit musste sie leben. Ihre Einstellung müsste sie ändern, ihr Perfektionsstreben einschränken, ihr Harmoniebedürfnis verringern, ihr Selbstbewusstsein stärken. Das vor allem. Genau. Damit wollte sie beginnen. Gleich. Sofort. Heute Abend, acht Uhr, im Olympia. Es blieb noch ausreichend Zeit. Zeit genug, um eine dunkle Sonnenbrille zu kaufen, sich die Haare färben zu lassen, sich ein schickes Kleid zuzulegen und natürlich auch passende Schuhe. Acht Uhr. Sie würde vorher nicht mehr in ihre  Wohnung gehen können, egal. Sie musste das auch so schaffen. Ihre Einstellung ändern, gewiss. Verzicht auf Harmonie, aber natürlich. Selbstbewusstsein stärken, ganz klar. Ihr Perfektionsstreben brauchte sie allerdings noch. Vor allem heute. Aber dann, in Zukunft … Geschminkt, gefärbt, in Schale geschmissen würde sie auf die beiden zugehen, ganz lässig, (so hoffte sie,) eine elegante Handtasche im Arm. Sie würde sie öffnen, ganz langsam und das Erstaunen der beiden genießen, würde aufreizend lange in der Tasche kramen und das Geschenk hervorholen, das sie ihm zugedacht hatte … Der Zug verringerte sein Tempo, sie erkannte den heimischen Bahnsteig, schreckte auf, völlig überrumpelt von ihren düsteren Gedankengängen. „Ach, du holst mich wirklich ab? Schön. Ich bin im vorletzten Wagen. Bis gleich. Du, ich freue mich schon so!“ Die Schöne stand auf, winkte lässig aus dem Fenster und verließ das Abteil. Der Zug stand still. Gebannt starrte sie auf den Bahnsteig. Starrte unentwegt auf den Mann mittleren Alters, der beide Arme ausbreitete. Flüchtig kreuzten sich ihre Blicke. Spöttische braune Augen sahen sie an. Sie registrierte kaum die Frau, die halb verdeckt hinter ihm stand, vor Glück strahlend. Zitternd starrte sie auf das Bild in ihrer Hand. Das Gesicht darauf lächelte ihr aufmunternd zu. Graue Augen blickten sie an, während sich – von ihr unbemerkt – die junge Schöne und die wartende Frau laut lachend in die Arme fielen.

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